Wien - Er runzelt die Stirn. Er deutet ein Nicken an. Er schaut ernst. - Kaum jemand hat die Pressekonferenz von FPÖ-Klubobmann Peter Westenthaler so aufmerksam verfolgt wie einer, der sonst selbst vor den Mikrofonen und nicht zwischen den Journalisten sitzt: FPÖ-Generalsekretär Karl Schweitzer.

Ein ungewöhnlicher Zaungast, für den ein FPÖ-Abgeordneter gleich eine Erklärung parat hat: "Schweitzer ist Jörg Haiders Mann. Er dient zum Aufpassen auf Westenthaler." Das sei durchaus notwendig, seufzt der Koalitionspartner ÖVP, erbost und irritiert über Westenthalers aggressive Töne: "Westenthaler ist wieder einmal in der Krise."

Unmut im Klub

Das will im FPÖ-Klub niemand bestätigen - offiziell. Es gebe auch intern keine offene Diskussion, murrt ein langjähriger Abgeordneter, im Augenblick traue sich niemand, gegen Westenthaler aufzutreten. Die Unzufriedenheit sei aber groß: "Westenthaler ist zunehmend isoliert. Es gibt vor allem ein Defizit im zwischenmenschlichen Bereich." Früher, da hätten die Abgeordneten zur Kenntnis genommen, dass Westenthaler der von Haider entsandte Mann sei. Nach dem Streit mit Haider sei Westenthaler aber nur mehr "Klubchef von eigenen Gnaden".

Wirklich geärgert hätten sich die Abgeordneten bei der FPÖ-Klausur vor zwei Wochen, als Westenthaler mehr Disziplin einforderte und den Abgeordneten androhte, nicht mehr auf die Liste zu kommen. "Wir sind doch keine Schulbuben", meint ein Abgeordneter, "außerdem erstellt der Klubchef weder Wahlkreislisten noch die Bundesliste".

Hilfe aus Kärnten

Papperlapapp, schwingt sich da einer zu Westenthalers Verteidigung auf, der im Kärntner Block noch während der Februar-Krise zu Westenthalers Kritikern gehört hatte - FPÖ-Sozialsprecher Reinhart Gaugg. Der Klub sei keine Problemzone, im Gegenteil: "Es gibt eine sehr gute Zusammenarbeit im Klub. Ich habe ein gutes Gespür für Verstimmungen - und habe überhaupt keine bemerkt."

Auch Westenthaler selbst betont, dass er alles andere als isoliert sei und überhaupt nur die ÖVP Zwietracht säen wolle, weil er mit seiner ORF-Kampagne erfolgreich sei. Erfolgreich ist eine Definitionssache: Die Mehrheit in der FPÖ empfindet Westenthalers ORF-Kreuzzug eher als Ärgernis: "Nur Beleidigtsein und Hinhauen bringt nichts, das ist kein politischer Stil", sagt einer. Das Problem ORF werde aber auch im Klub erkannt: "Da sind wir einfach die Verlierer." Sich jetzt frontal gegen den Koalitionspartner zu stellen, bringe aber nichts.

Das findet auch Gaugg, der Westenthaler hier nicht verteidigt: "Ich würde es nicht für ungeschickt halten, wenn da einmal Ruhe wäre. Man soll ja kämpfen bis zum Schluss - aber wenn die Entscheidungen gefallen sind, bleibt man allein übrig." Selbst die loyale Parteichefin Susanne Riess-Passer kann sich zu keinem Lob für den Kreuzzug aufraffen, sondern sagt zu Westenthalers Engagement in Sachen ORF nur: "Das muss jeder für sich entscheiden."

Steuerreformdruck

Ob es nun die kolportierte Kopfwäsche der FPÖ-Granden für ihn war oder die Wirkung des Zuhörers Schweitzer - am Montag gab sich der Klubchef zahm. Attackierte den ORF nur in einem Nebensatz (weil er nichts über das Temélin-Hearing berichtete), schimpfte einen Lieblingsfeind, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, kurz "Papagei" - und beschäftigte sich ansonsten mit einem der FPÖ-Lieblingsthemen: der Steuerreform. Die Vorbereitungen dafür müssten rascher vorankommen, bis Juni müsse das Konzept fertig sein, drängte er.

Ganz ohne Attacke kam Westenthaler auch Montag nicht aus: Er klagte profil - wegen "Diffamierungen" als "brutalster Politiker".(Der STANDARD, Print-Ausgabe 14.5.2002)