Literatur
Verschollen geglaubtes Manuskript aufgetaucht
Es handelt sich um das fehlende letzte Kapitel aus Haffners "Geschichte eines Deutschen"
Hamburg - Das vierte und letzte Kapitel aus Sebastian
Haffners "Geschichte eines Deutschen" ist überraschend aufgetaucht.
Wie die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" am Mittwoch mitteilte,
wurde das Manuskript, das als verschollen galt, in Haffners anderen
Papieren gefunden. Demnach hatte der Autor das 40-seitige Manuskript
1939 handschriftlich fertig gestellt, aber wegen des Kriegsausbruchs
nicht mehr abgetippt. In der "Zeit" wird das Kapitel gekürzt
veröffentlicht."Kameradschafts-Hurerei"
Haffner (1907-1999) beschreibt darin seine Zeit im Referendarlager
Jüterborg im Herbst 1933, wo er nach Angaben der "Zeit" als
angehender Jurist an einer "weltanschaulichen" Schulung teilnehmen
musste. Darin schildert Haffner, wie die Nazis das Mittel der
Kameradschaft einsetzten, um die Deutschen gefügig zu machen: "Die
allgemeine Kameradschafts-Hurerei, zu der die Nazis die Deutschen
verführt haben, hat dieses Volk heruntergebracht wie nichts anderes",
zitiert die Zeitung aus Haffners Manuskript.
Erinnerungen werden demnächst verfilmt
Haffner wurde in Pommern als Sohn eines Rektors geboren. Er
arbeitete als Journalist und studierte Jura. Nach seiner Promotion
war Haffner ab 1933 im Staatsdienst tätig, nahm aber im Dritten Reich
rasch von seinem Berufswunsch Richter Abstand und konzentrierte sich
ganz auf unpolitische Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften. 1938
emigrierte er mit seiner jüdischen Freundin Erika Hirsch nach London.
Seine im Jahr 2000 veröffentlichten Erinnerungen sollen demnächst
verfilmt werden. (APA/AP)