Der Initiator des Fachforums, Erik Spiekermann, ist in der Branche kein unbeschriebenes Blatt: Der Typograf und Informationsdesigner gründete Meta-Design, Deutschlands größte Design-Agentur, und FontShop, Deutschlands ersten Versand für Computerschriften, entwarf Schriften, die bereits als klassisch-modern gelten und verpasste dem britischen Economist ein neues Gesicht. Hat es einen Einfluss auf Profis wie ihn, dass heutzutage praktisch jeder mit dem Computer selbst gestalterisch tätig sein kann? "Wenn Laien mehr über Gestaltung wissen, schätzen sie die Arbeit der Profis mehr. Davon können wir nur profitieren. Andersherum müssen wir immer besser werden", sagt Spiekermann.
Eben darum ging es auf der "Typo": Wie können Grafikdesigner besser informieren - oder schlimmstenfalls auch manipulieren? "Auch bei einem guten Zweck muss man listig sein", meint Spiekermann. "Informationen müssen so gestaltet sein, dass der Konsument sie überhaupt wahrnimmt und aus ihnen Kommunikation, also Handeln wird." Das kann der Kauf eines Produktes ebenso sein wie das Zurechtfinden in der U-Bahn oder auf einem Formular. Aber Gestaltetes soll nicht bloß funktionieren und schön aussehen: In der Branche sei es ein großes Thema, inwieweit das Gestalten mancher Dinge verwerflich ist und wie weit die Verantwortung des Einzelnen reicht.
Über diese philosophische Perspektive, also was gutes Design gut macht, sprach Spiekermanns Kollege Stefan Sagmeister. Der Österreicher mit Wohnsitz New York machte sich mit Plattencovern für die Rolling Stones und Lou Reed einen Namen. Wenn Designer z. B. für Hilfsorganisationen arbeiten, müssten sie sich laut Sagmeister zuerst fachlich in das Thema einarbeiten, um überhaupt eine gute Lösung entwickeln zu können: "Gutes zu tun funktioniert nicht aus der Ferne."