Alltag
Grazer Universitäts- Frauenklinik im Visier der Justiz
Drei Frauen starben kurz nach der Geburt ihrer Kinder - Staatsanwalt ermittelt
Graz - Massive Turbulenzen herrschen zur Zeit an der
Geburtshilflich-Gynäkologischen Universitätsklinik in Graz. Seit
November des Vorjahres sind drei Frauen kurz nach der Geburt ihrer
Kinder verstorben. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Vorstand
der Frauenklinik sieht sich nun auch mit einem gegen ihn gestellten
Abwahlantrag als Klinikchef konfrontiert, wie die "Kleine Zeitung" in
ihrer Donnerstag-Ausgabe berichtete. Kurz nach der Geburt ihres Kindes starb im November 2001 eine
junge Mutter an der Grazer Frauenklinik. Zu Weihnachten überlebte
eine weitere Frau nach der Geburt die Folgen eines
Gallenblasendurchbruchs nicht. Zuletzt starb eine weitere Frau, der
nach der Geburt die Gebärmutter entfernt werden sollte. In allen drei
Fällen erging eine Sachverhaltsdarstellung an den Staatsanwalt - die
Untersuchungen laufen noch, so der Medienbericht.
"Risikomanagement bei Geburten"
Nach dem zweiten Todesfall seien von Seiten des Klinikvorstandes
Wolfgang Urdl mehrere Kurse für "Risikomanagement bei Geburten"
eingerichtet worden, zwei Ärzte wurden suspendiert. Sie durften
vorerst keine selbstständigen Nachtdienste mehr machen. "Aus diesen
Kreisen wird nun meine Abwahl betrieben", so Urdl, der sich nun mit
einem Abwahlantrag der Klinikkonferenz konfrontiert sieht.
Neben Urdl gehören der Klinikkonferenz sein Stellvertreter Raimund
Winter, zwei Vertreter des Mittelbaus, zwei Studentenvertreter und
ein Repräsentant des Mittelbaus an. Zur Abwahl des Klinikvorstandes
müssten eine Zweidrittelmehrheit dem Abwahlantrag zustimmen, um Urdl
vor dem regulären Ende seiner Amtszeit im Dezember 2004 aus dem Amt
zu wählen.
"Allgemeine Unzufriedenheit in Strukturfragen"
Konkrete Vorwürfe gegen Urdl will Andrea Froschauer-Frudinger, die
Vertreterin der DozentInnen und AssistentInnen, die nach einer Abstimmung
unter ihren KollegInnen den Abwahlantrag eingebracht hat, nicht nennen:
"Ich habe Urdl persönlich nichts vorzuwerfen", so die
Mittelbau-Vertreterin. "Allgemeine Unzufriedenheit in Strukturfragen"
ortet hingegen Urdls Vorgänger als Klinikchef, Raimund Winter. Als
Hintergrund der Auseinandersetzung wird auch der Plan, Winters
Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Geburtshilfe aufzuteilen,
vermutet. Dieser Plan, der bereits von der Klinikkonferenz, Fakultät
und der Strukturkommission gebilligt wurde, würde einen Machtverlust
bedeuten. (APA)