Wien - Im Vorjahr förderte der heimische Ölmulti OMV weltweit 80.000 Fass Rohöl (zu je 159 Litern) am Tag, in den nächsten fünf Jahren soll sich diese Menge verdoppeln. Die Hälfte des angepeilten Zuwachses will Explorationschef Helmut Langanger durch Akquisition neuer Felder erreichen. Derzeit ist er auf der Suche nach Claims in Russland (zweitgrößter Produzent der Welt) und in den Ölbonanzas im Nahen Osten. Mit der Ankurbelung der Produktion soll der Anteil des selbst geförderten Öls auf 50 Prozent der Raffineriekapazität gesteigert werden. Damit wäre die OMV viel weniger stark abhängig von Zukäufen auf den internationalen Ölmärkten. "Zeit ist für den Einstieg reif" Die Zeit für einen Einstieg in den interessanten russischen Ölmarkt sei jetzt reif, meint Langanger: Schön langsam sind stabile wirtschaftliche und finanzielle Rahmenbedingungen für westliche Ölunternehmen entstanden. "Daher sind wir jetzt bereit, ein größeres Engagement einzugehen. Das sind gleich viele Millionen Dollar." In Russland seien Reserven billiger zu haben als im Westen, dafür sei es dort riskanter, begründet der Explorationschef. Man werde die Suche nach geeigneten Feldern auf das geografisch relativ nahe Westsibirien fokussieren, der Ferne Osten habe dagegen keine Priorität, sagte der OMV-Explorationschef. Eine Nummer zu groß seien auch Zentralasien und das Kaspische Meer. "Das ist ein Gebiet für die großen Buben. Die Feldentwicklung ist immens teuer, es dauert sehr lange, bis Öl und Geld fließen", begründet Langanger. Im Nahen Osten setzt die OMV auf das Lobbying ihres Großaktionärs IPIC aus Abu Dhabi, der schon beim Zuschlag im Jemen geholfen habe. Damit aber nicht genug: Die IPIC habe angeboten, die Ausweitung der Förderaktivitäten in der Region zu unterstützen, als mögliche Zielgebiete nannte Langanger Oman und Katar. Ein Grund für die Begehrlichkeiten der OMV, ihre Position auszubauen, sind die niedrigen Förderkosten, die bei zwei Dollar liegen. In Österreich sind es fünf. Iranische Karte Ausbauen will Langanger die Aktivitäten in Iran, wo die OMV bereits in einem Block dicht an der irakischen Grenze tätig ist. Im iranischen Mehr- Feld sucht das Konsortium nach neuen Feldern. Derzeit verhandelt der Vorstand mit der Regierung in Teheran über den Zuschlag für ein Feldentwicklungsprojekt, sprich die Ausbeutung bestehender Lagerstätten. Aber auch in jenen Ländern, in denen die OMV schon intensiv tätig ist, soll sich der Meißel noch schneller drehen. Pakistan ist hinter Libyen die zweitgrößte Auslandsoperation des österreichischen Konzerns. Geht alles nach Plan, wird sich die OMV dort bald zum größten internationalen Player beim Gas mausern. Ab Anfang 2004 soll die Förderung rund 3,4 Mrd. Kubikmeter betragen, das sind 60 Prozent des österreichischen Verbrauchs. Zweiter großer Hoffnungsträger ist Australien, wo die Österreicher im Jahr 1999 als erstes heimisches Unternehmen eine feindliche Übernahme durchgezogen haben. Im Herbst soll die Förderung im Gasfeld Patricia Baleen vor der Küste Südaustraliens anlaufen. "Das ist die erste von der OMV entwickelte und auch betriebene Offshore- Bohrung", so Langanger. (Clemens Rosenkranz, Der Standard, Printausgabe, 18.05.02)