Wien - "Ein Rückzug aus dem Sudan ist nicht ausgeschlossen". Mit dieser Aussage ließ OMV-Explorationschef Helmut Langanger bei einer Diskussion über die umstrittenen Probebohrungen des heimischen Konzerns im afrikanischen Land aufhorchen. Zugleich drückte er tiefes Bedauern über Berichte aus, dass die Regierung gewaltsam Menschen aus jenen Gebieten, in denen Öl gefördert wird, absiedelt. "Wir verurteilen die Aktivitäten aller, die im Bürgerkrieg involviert sind". Ulrike Lunacek von den Grünen nannte es positiv, dass sich die OMV dem Dialog mit den Kritikern stellt und die Einwände ernst nimmt, zumindest im ersten Schritt. "Es geht auch nicht darum, dass die OMV und die anderen Ölfirmen rausgehen und alles liegen und stehen lassen sollen". Der Konzern müsse seine Mitverantwortung für die Lage wahrnehmen, fordert die Nationalratsabgeordnete. Humanitäres Desaster Die OMV wird von Menschenrechtsorganisationen und NGOs wegen ihres Engagements im Sudan massiv kritisiert. In der Region Western Upper Nile, wo die Österreicher gemeinsam mit schwedischen, malaysischen und sudanesischen Partnern nach Öl suchen, ist der Bürgerkrieg in den vergangenen Monaten eskaliert. "Die humanitäre Situation im Süden des Sudans hat sich massiv verschlechtert. Es gibt massive Menschenrechtsverletzungen an Frauen und Kindern, statt Entwicklung herrschen Armut und Vertreibung", schildert die sudanesische Politologin Ishraga Mustafa. Ihr Resümee: Krieg und Ölförderung sind im Sudan untrennbar miteinander verbunden. Ihre Forderung, dass die OMV die Aktivitäten im flächenmäßig größten Land Afrikas einstellen soll, hat der Konzern aber schon erfüllt. Die Aktivitäten wurden im Jänner suspendiert. Eine Wiederaufnahme der Suche nach Öl werde es erst dann geben, wenn der Bericht über die Lage (Impact Assessment) auf dem Tisch liege. Zugleich wies Langanger die Forderungen von Kritikern zurück, dass die OMV Druck auf die Regierung in Khartoum ausüben könne und müsse. "Wir sind nicht in der Lage, Regierungen zu sagen, was sie tun oder lassen sollen". Dennoch habe man sich bemüht, auf die maßgeblichen Beamten im Ölministerium Einfluss zu nehmen, um zu einer Verbesserung der Menschenrechtssituation beizutragen. "Ölfirmen missbraucht" Für Lunacek ist die OMV seit ihrem Einstieg im Sudan Teil des Problems, daher müsse sie auch an einer Lösung mitwirken. "Die Regierung hat die Ölfirmen missbraucht und benutzt, um militärisch gegen die Bevölkerung vorzugehen, weil sie diese als rebellennahe betrachten." Vorwürfe, dass die OMV der Regierung finanzielle Mittel zur weiteren Finanzierung des Bürgerkriegs in die Hände geben würde, weist Langanger zurück. "Wir haben bis jetzt kein einziges Fass gefördert und keinen einzigen Dollar verdient und daher der Regierung auch keinen einzigen Dollar gegeben." (rose, Der Standard, Printausgabe, 18.05.02)