Salzburg/Wien - Es gibt weitere Hinweise darauf, dass in Salzlagern Bakterien über Hunderte Millionen Jahre am Leben bleiben. Helga Stan-Lotter, Professorin am Institut für Genetik und Allgemeine Biologie der Universität Salzburg, hat kürzlich wieder einmal eine neue Art dieser Extremisten entdeckt. Geschätztes Alter: Zwischen 225 und 280 Millionen Jahre, ein lebendes Fossil im wahrsten Sinne des Wortes. Stan-Lotter arbeitet eng mit den Salinen Austria zusammen und mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF). Die Mikrobiologin erhält laufend Proben von Bohrkernen und unterirdischen Sprengungen in 600 bis 700 Metern Tiefe. Der Salzbedarf der Wissenschafterin und ihrer Mitarbeiter ist dabei nicht unerheblich, denn nach Schätzungen von britischen Mikrobiologen finden sich in einem Kilogramm Salz durchschnittlich ein bis zwei der Salzbakterien. Geduld erforderlich Wenn sie nicht gerade in Salzlagerstätten eingeschlossen sind, leben die so genannten Halo-Bakterien in stark salzhaltiger Umgebung. Um die im Salz eingeschlossenen, Methusalem-Mikroben wieder zum Leben werden die Nährlösungen mit bis zu 20 Prozent Kochsalz versehen, dann heißt es warten. "Es kann Monate, bis zu maximal einem Jahr dauern, bis die Bakterien wieder aktiv werden und sich auch teilen", sagt Stan-Lotter. Erst wenn dann genügend Masse in Form von Nachkommen gezüchtet wurde, können die Wissenschafter weitere Untersuchungen anstellen und etwa die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art aufklären. Immer wieder stoßen die Salzburger Mikrobiologen dabei auch auf neue Arten. Druckfrisch veröffentlicht ist etwa die Beschreibung von Halococcus dombrowskii, einem Vertreter der als besonders einfach organisierten Archaebakterien, auf die sich die Salzburger Wissenschafter spezialisiert haben. Erbsubstanz und für die Eiweiß-Synthese wichtigen Ribosomen sind im Plasma der Zelle verteilt, ansonsten gibt es kaum erkennbare Organellen. Halococcus dombrowskii Halococcus dombrowskii ähnelt zwar heute in der Natur vorkommenden Bakterien, die Art ist aber noch nie beschieben worden. Das ist für Stan-Lotterein weiterer Hinweis darauf, dass die Bakterien tatsächlich so lange in den Salzstöcken überleben und dass nicht etwa Mikroorganismen später in die Formationen eingedrungen sind. Wie die Organismen es anstellen, so lange überleben zu können, ist nach wie vor rätselhaft. "Es gibt Theorien, dass kleinste Flüssigkeitsansammlungen in den Salzstöcken den Bakterien das Überleben sichern, nachgewiesen ist das allerdings noch nicht", so Stan-Lotter. Es scheint, dass die Mikroben in einer Art Trockenstarre überleben, ohne sich zu teilen oder irgend einen Nahrung zu sich zu nehmen. Man könnte fast meinen, sie sind derart passiv, dass sie nicht einmal sterben. (APA)