Erster Tag

Durch das Tor des Donnergottes, Kaminarimon, betritt man in Asakusa, die gleichnamige und älteste erhaltene Tempelanlage Tokios. Der Ursprung des Tempels liegt im Jahre 628, der shintoistische Schrein kam erst 1649 dazu. Wie so oft im heutigen Japan koexistieren hier die Staatsreligion Shintoismus und der Buddhismus friedlich auf engstem Raum. Sowohl das Beben und die daraus resultierende Feuersbrunst 1923, als auch die 2.Weltkriegs- bombardements Tokios hat die Anlage fast unbeschadet überdauert. Vom Kaminarimon weg führt eine kurze Gasse (Nakamise) zum Haupteingang des Tempelbezirks. Hier reihen sich links und rechts fixe Marktstände, die vor allem traditionelle japanische Waren anbieten. Rundum haben sich Spezialbäckereien, für Reiskekse und Süssigkeiten, niedergelassen. Das stetige lebhafte Treiben im Viertel lässt dann die Ruhe innerhalb des Schreins und Tempels erst richtig würdigen. Trotz deren schäbigen Aussehens, ist es die Atmosphäre rundum, die verzaubert und einen Blick zurück in für Tokio längst vergessen geglaubte Zeiten erlaubt. Ganz anders geht es im Stadtteil Harajuku zu. Seit Mitte der 80er-Jahre hat sich hier ein junger, ausgeflippter, und westlich orientierter Lebensstil etabliert. An Tokios einziger breit angelegter Einkaufsstrasse, der Omote Sando, mischen sich französische Strassencafes mit amerikanischen Markenartikelgeschäften, europäischen Designerboutiquen und japanischer Kunstszene. Dieser, mit zahllosen Selbstdarstellern bevölkerte Boulevard, liegt nahe dem Zentrum für modischen Firlefanz und Stil-Trendsettern, der Takeshita-Dori. Am Abend bietet sich der Stadtteil Shinjuku zum vertieften Kennenlernen der Tokioter Einkaufsrausch- welt an. Die gleichnamige, größte U-Bahnstation der Stadt sollte am Südausgang verlassen werden. Dort hat der Bau einer anderen Superlative zwar zum Geschäftssterben im Norden dieses von Läden und Kaufhäusern strotzenden Viertels geführt, dafür hier im Süden alles neu belebt. Es handelt sich dabei um das angeblich größte Kaufhaus der Welt, das sehenswerte aber unüberschaubare Takashimaya Times Square.


Zweiter Tag

Für Frühaufsteher empfiehlt sich Tsukiji, den am Hafen gelegenen Fischmarkt, zu besuchen. Mit der ersten U-Bahn erreicht man gerade noch rechtzeitig das Ende der Fischauktionen. Wer will, kann nach der Besichtigung der Fischhalle und Märkte, mit einem Sushi-Frühstück den Tag beginnen lassen. In Roppongi liegt das Sumo-Stadion, Kokugikan. Jänner, Mai und September finden hier die Kämpfe statt. Eine Karte zu 3600 Yen erlaubt schon ab 8.00 Uhr früh dem Spektakel beizuwohnen. Die spannendsten Kämpfe finden aber erst zwischen 15.30 und 18.00 Uhr statt. Da bleibt genug Zeit das benachtbarte Edo-Tokyo Museum zu besuchen. Im 1993 errichteten, siebenstöckigen Prachtbau lässt sich, in effektvollen Szenarien, der Werdegang des Regierungssitzes Edo zur Weltmetropole Tokio nachgehen. Auch die Geschichte des Kabuki-Theaters ist untrennbar mit dieser Stadt verbunden. Im eleganten Ginza liegt das Kabukiza-Theater in dem ausschließlich Kabuki gespielt wird. Der stundenlangen Aufführung kann man auch mittels einer Kurzzeitkarte (1000 Yen) beiwohnen. Wer dem Konsumrausch in Ginza nichts abgewinnen kann sei ein abschließender Besuch des Tokyo-Tower empfohlen. Der Genuss der nächtlichen Skyline mit ihrer spektakulären Beleuchtung lässt so manchen nicht so schönen Eindruck der Megacity verblassen.

Info:

Flüge: Mit der AUA dauert der Direktflug Wien-Tokio 11 Stunden 30 Minuten und ist exklusive der Flughafenabgaben in der Economyclass derzeit ab 13.403 S zu bekommen. Zwar nicht direkt aber billiger fliegt man mit British Airways (ca. ab 8900 S bei Rückflug nach 6-tägigen Aufenthalt). Vorzeitiges Buchen ist ratsam.

Flughafentransfert & Verkehrsmittel: Taxifahrten vom Flughafen Narita nach Tokio sind aus Kostengründen abzuraten. Den Bus zu nehmen ist, bei der Möglichkeit, dass zweimal pro Tag der Verkehr auf den Stadtautobahnen zum erliegen kommt, auch nicht empfehlenswert. Dagegen ist der Zugverkehr schnell und verlässlich. Wenn es mit der Bahn auch preisgünstig sein sollte, ist das Lösen eines JR-Passes schon vor Antritt der Japanreise nötig. Der Japan Rail-Pass ist z. B. über das Österreichischen Verkehrsbüro zu beziehen. Die anfallenden Kosten sind an den Yenkurs gebunden. Ein Ein-Wochen-Ausweis kostet ca. 4310 S. Macht sich aber mehr als bezahlt, wenn Sie auch Ausflüge mit dem Superschnellzug Shinkansen, z.B. nach Kyoto oder sonstige Ausflüge (z. B. Tokyo-Disneyland in Maihama oder zu den Sehenswürdigkeiten Kamakuras oder in den Nationalpark Nikko) mit Zugfahrten planen.

Essen: Die besten und preisgünstigsten Imbisse finden sich in den Lebensmittelabteilungen der großen Kaufhäuser. Ebenso empfehlenswert sind die Restaurantetagen, in denen westliche und japanische Köstlichkeiten erschwinglich in angenehmen Ambiente angeboten werden.

Orientierung & Sprache: In einer Weltstadt sind Verkehrsleitsysteme klarerweise auch im westlichen Alphabet ausgeschildert. Um den Weg zum Hotel sicher und leicht wiederzufinden, werden meistens selbstverfasste Pläne zur Verfügung gestellt. Englisch ist schon in der Pflichtschule ein Lehrgegenstand und daher unter jüngeren Leuten weit verbreitet.

Ganz persönlich

Die schönste Reisezeit ist sicherlich der Frühling. Und das nicht nur wegen des angenehmen Klimas sondern auch wegen der alljählich ausgiebig mit Picknicks und reger Alkoholzufuhr gefeierten Hanami (Kirschblüte). Epizentrum der mehrtägigen Feier ist der mit tausend Kirschbäumen bestückte Ueno Park. Erstaunlich ist, wie organisiert selbst dieses Fest angegangen wird. Schon frühmorgens sind im Park Reservierungstrupps unterwegs, die besten Plätze für die allabendlichen Partys im Freien abzusichern. Wer erst nachmittags kommt, muss mit Stehplätzen vorlieb nehmen, um sein mitgebrachtes Obento (Jausenpaket) in Gesellschaft ausgelassener Tokioter zu verzehren. Der ab und an freundschaftlich angebotene Schluck aus riesigen Sakeflaschen sollte dabei keinesfalls abgelehnt werden.(Der Standard, Printausgabe, Brigitta Bernart-Skarek)