Wien - Der Weiße Ring habe "mit der Frage der Jugendgerichtsbarkeit nur sehr wenig zu tun. Die meisten der von uns betreuten Opfer sind alte Leute." Dies erklärte der Präsident des Jugendgerichtshofes und des "Weißen Ringes", Udo Jesionek, zum Angebot des Justizministers, den "Weißen Ring" bei der künftigen Jugendabteilung im Straf-Landesgericht anzusiedeln. In Sachen JGH hat Jesionek "die stille Hoffnung, dass doch noch Vernunft einkehrt und man sich in aller Ruhe nochmals zusammensetzt". Jesionek hat Böhmdorfer, wie er erklärte, vorgeschlagen, gemeinsam unter Beiziehung von Experten ein umfassendes Gesamtkonzept für die Verbesserung der Jugendgerichtsbarkeit in Österreich zu erarbeiten. Zeit genug wäre dafür - es bestehe keine Notwendigkeit, den JGH, wie Böhmdorfer plant, mit 1. Jänner aufzulösen und die Jugendrichter in das Straf-Landesgericht und die Bezirksgerichte zu übersiedeln. Bei dem Lokalaugenschein des Bundespräsidenten in der Jugend-Justizanstalt Erdberg hat Jesionek darauf gedrängt, dass nicht nur die unrenovierten Haftzellen, sondern auch die neuen Hafträume, Werkstätten, Schul- und Freizeiträume besichtigt werden. Außerdem hat er darauf hingewiesen, dass die Zellen in der JA Erdberg sehr wohl saniert werden könnten - was das Justizministerium immer bestreitet. In dem sanierten Block könnte man dann ohne Probleme die 50 bis 60 "echten" jugendlichen Untersuchungshäftlinge (14 bis 18 Jahre) unterbringen. Die jungen Erwachsenen (18 bis 21 Jahre) könnte man, schlägt Jesionek vor, in Kaiserebersdorf unterbringen. "Dort waren wir 30 Jahre lang auch, das ist nicht weit von hier - und man sollte die Jugendlichen ohnehin von den Jungen Erwachsenen trennen", so Jesionek. (APA)