Von Christian Schachinger (schach)
und Karl Fluch (flu)
FREDDY FENDER
La Musica De Baldemar Huerta
(Virgin) Der große texanisch-mexikanische Bierzeltkaiser Baldemar Huerta alias Freddy Fender legt hier nicht nur eine Sammlung der schönsten (traditionellen) Klagelieder aus dem hispanischen Fach vor, wie man sie gern singt, wenn man haltlos in sein Bier weinen will: Amor Perdido , Adios Muchachos , Cien Mujeres ... Zu Mariachi-Klängen, gut eingeölten Männerchören und einem Streichorchester hört man teilweise auch recht sympatisch Fenders Gesangsprobleme mit seinen schmatzenden dritten Zähnen. Das ehemalige Mitglied der Texas Tornados, berühmt wegen seiner Königspudelfrisur ebenso wie als Interpret der Klassiker Wasted Days And Wasted Nights oder dem hier wieder einmal von ihm neu eingespielten Hadern Before The Next Teardrop Falls in altersreifer Hochform! Achtung, nicht für Jugendliche geeignet! (schach) TERRY CALLIER Speak Your Peace (Ixthuluh) Nach Jahrzehnten in der Versenkung, in denen der Mitte der 60er-Jahre eigentlich als Folksänger entdeckte Mann aus Chicago nach einigen exzellenten, aber erfolglosen Alben zwischen Folk, Soul, Fusion und Jazz wegen der Butter aufs Brot als Computer-Programmierer arbeitete, veröffentlicht Callier nach seinem großartigen Comeback Timepeace aus 1998 einen würdigen Nachfolger. Als Gast unter anderem mit dabei, Mod-Ikone Paul Weller. (schach) BUTTHOLE SURFERS Weird Revolution
(Warner)
Zwischen Jetlag und Geschwindigkeitsübertretung bewegen sich die texanischen Hardcore-Veteranen Butthole Surfers. Dazu quengelt Gibby Haynes zu programmierten Beats und kindischen Noise-Samples mit Megaphon-entstellter Stimme einschlägige bekannte Seltsamkeiten. Die subversive Großmacht, die man einst zusammen mit Acts wie Big Black oder Sonic Youth repräsentierte, wirkt trotz überwiegend lässiger Songs heute etwas zahnlos. "Weird" stimmt zwar nach wie vor, eine "Revolution" lässt sich aber beim besten Willen nicht ausmachen. (flu) CHRIS ISAAK Always Got Tonight (Warner)
Foto:  Warner
Der Erbe von Elvis und Roy Orbison surft auf der einsamen Welle herzgekränkter Männer und widmet sich den Themen Hoffnung und Gnade: "Pleeeease, give me one day in your life." Nichts Neues also, aber das wäre ja auch eine Katastrophe: Chris Isaak muss so bleiben, wie er ist! Sexy und unglücklich - und immer selber schuld. Mit Balladen geizt er neuerdings, und seine Gitarre hat schon wehmütiger geklungen, aber wer möchte angesichts solch hemmungslos ausgestellter Sensibilität kleinlich sein? (flu) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 5. 2002)