Wien - Das Donauinselfest findet per definitionem im Freien statt. Und vermutlich wurde Dienstagabend genau deshalb die Präsentationsparty der Highlights des vom 21. bis 23. Juni ins Haus stehenden Party in der künstlichsten aller nur möglichen Indoorlocations abgespult: Im Multiplex der Millennium City. "Und das an einem Abend, der danach schreit, ihn im Freien zu verbringen", seufzte ein nicht unwichtiges Mitglied der Wiener SPÖ. Aber wenn die Partei ruft, folgen schließlich nicht nur (im Vorfeld) die Kader, sondern (beim Fest selbst) auch die Massen: Über 28 Millionen Menschen waren es in den letzten 18 Jahren. Allein 2,6 Millionen kamen im Vorjahr. Dass den meisten dabei weniger der Ruf der SPÖ, denn der von Peter Rapp, Wolfgang Ambros oder - früher - der Kelly Family (kombiniert mit dem Geruch von Bier, Langos und sonst noch allerlei) verlockend erscheint, tut wenig zur Sache: Schließlich, befand auch Michael Häupl Dienstagabend im Kinocenter, liebe er es - so wie seine Wiener - durch die Masse zu schlendern und "das eine oder andere Mineralwasser" zu trinken. Heuer könnte Häupl allerdings auch auf dem Wasser wandeln. Denn neben dem bereits gewohnten Auftreten nahezu aller Menschen, die in Österreich je eine Gitarre oder sonst eine Instrument im Radio erklingen ließen, wird heuer auch gesurft: Auf einer drei Meter hohen künstlichen Welle in einer eigens dafür konstruierten 270m² Badewanne, werden Profis und Amateure am Donauinselfest ein bisserl Hawaiistimmung verbreiten. Das 19. Donauinselfest, erklärten Fest-Organisator Harry Kopieretz und Häupl unisono werde toll. "Das 20.", freute sich Häupl schon auf das kommende (Wahl-)Jahr, "wird noch viel töller." dem Vernehmen nach, soll es dann auch ein Buch über Wiens größte Massenveranstaltung geben - mit allen Stars und Schnuppen, die je einen Fuß auf eine der zahllosen Bühnen zwischen Donau uns Gerinne gesetzt haben. Und allein das Wiederfinden all der längst vergessenen Namen - wer war Manuel Ortega? - wird den großen Kater nach all den Festen mehr als kompensieren. (rott/DER STANDARD, Printausgabe 06.06.2002)