Salzburg - Rund ein Jahr nach der Anbringung einer
Gedenktafel an der Neuen Residenz in Salzburg dürfte nun das darauf
befindliche Zitat des Zionismus-Begründers Theodor Herzl
vervollständigt werden. Der Präsident der Israelitischen
Kultusgemeinde Wien, Ariel Muzicant, ersuchte nun namens des
Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich
Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (S), das Zitat zu ergänzen.
Nach einer Intervention von Bundespräsident Thomas Klestil hatte
Schaden dies versprochen, wenn es die Kultusgemeinde wünsche.
"Ich meine, dass es eigentlich nicht der Wunsch der Israelitischen
Kultusgemeinde sein sollte, sondern dass dies vielmehr der Wunsch
aller Österreicher sein müsste, unsere gemeinsame Geschichte
aufzuarbeiten. Ich habe mich bisher aus dieser Diskussion
herausgehalten, aus eben diesem Grund. Wenn aber die Stadt Salzburg
unsere Meinung hören will, so tue ich diese eben kund", so Muzicant.
"Schwere Sachbeschädigung"
"Sinnvoll wäre, nicht einfach nur den Text richtig zu stellen,
indem man ihn ergänzt, sondern vielmehr die Gelegenheit beim Schopfe
zu packen, um darzustellen, dass das heutige Österreich, die heutige
Verwaltung der Stadt Salzburg, eine ganz andere geworden ist, die
kein Problem hat, sich mit der traurigen und zum Teil auch
entsetzlichen Geschichte unseres Landes auseinanderzusetzen. Diese
heutige Stadt Salzburg und ihre politischen Vertreter sollten eben
kein Problem haben, das richtige Zitat zu verwenden, und gleichzeitig
darauf hinzuweisen, dass Herzl heute (hoffentlich) auch in Salzburg
hätte Richter werden können", heißt es im Schreiben Muzicants an
Schaden.
Wie berichtet, hat die Stadt im Vorjahr eine Gedenktafel an der
Neuen Residenz angebracht, auf der ein Teil eines Zitates aus dem
Tagebuch Herzls geschrieben wurde: "In Salzburg brachte ich einige
der glücklichsten Stunden meines Lebens zu. Dr. Theodor HERZL 1860 -
1904", heißt das Zitat auf der Tafel. Der zweite Teil des Satzes
lautet: "Ich wäre auch gerne in dieser schönen Stadt geblieben, aber
als Jude wäre ich nie zur Stellung eines Richters befördert worden."
Der Münchner Künstler Wolfram Kastner hatte diesen Teil im vorigen
August mit Studierenden der Sommerakademie handschriftlich ergänzt
und sich dadurch ein Strafverfahren wegen schwerer Sachbeschädigung
eingehandelt.
Am Donnerstag, hat sich auch der Kulturausschuss des
Salzburger Gemeinderates für die Ergänzung des Zitates ausgesprochen,
wenn die Kultursgemeinde dies wünsche.
Schaden ausdrücklich für Ergänzung
Ausdrücklich für die Ergänzung des Herzl-Zitats auf der
Gedenktafel der Neuen Residenz in Salzbug hat sich Salzburgs
Bürgermeister Heinz Schaden (S) jetzt in einem Antwortschreiben an
den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Ariel
Muzicant, ausgesprochen. Wie berichtet, hat Muzicant den
Bürgermeister um die Ergänzung ersucht.
Schaden wiederum bat nun Muzicant, er möge nun auf die
Kultusgemeinde in Salzburg einwirken, dass auch sie der
Zitat-Ergänzung zustimme. Denn schließlich sei der Text der
Gedenktafel im Vorjahr in Absprache mit der Israelitischen Gemeinde
in Salzburg zustande gekommen. Deshalb sei auch vor einer Ergänzung
die Zustimmung der Salzburger Gemeinde einzuholen.
"Ich wünsche ausdrücklich eine Ergänzung des Herzl-Zitats, da die
Diskussion um die Unvollständigkeit die ursprüngliche Absicht der
Stadt Salzburg, endlich an den Aufenthalt der historischen
Persönlichkeit Theodor Herzl in der Stadt Salzburg zu erinnern,
völlig ins Gegenteil gekehrt wurde", schreibt Schaden. (APA)