Nach den Erkenntnissen von Managementexperten sind die Unternehmen der Zukunft hinsichtlich ihres Personals in konzentrischen Kreisen organisiert: Den inneren Kreis bildet der kleine Stamm von festen Mitarbeitern, die sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Danach folgt der Kreis der Lieferanten, die flexible Leistungen zuliefern. Nicht wenige dieser Lieferanten waren ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens, die ausgegliedert wurden oder sich mit Supporttätigkeiten freiwillig selbstständig machten.

Der dritte Kreis rekrutiert sich aus Freelancern und Personen, die phasenweise für das Unternehmen tätig sind - je nach Geschäftslage, Auslastung und Aufträgen.

Die Selbstständigkeit wird in ihrer Bedeutung am Arbeitsmarkt immer prominenter - dies aber in einer neuen Form: als Netzwerk von Einzelunternehmern, das rund um Unternehmen schwebt. Während die einen das neue Selbstständigkeitsphänomen als Problem mit der "Scheinselbstständigkeit" abqualifizieren, sehen andere darin große Selbstverwirklichungschancen.

Matthias Horx spricht von einer "Renaissance der Entrepreneure", die einen "Selbstverwirklichungs-Unternehmer, der mit seiner Arbeit auch anderes verbindet als die Ebene des Geldes oder den großen Ehrgeiz à la Bill Gates." Horx weiter: "Der Inhaber einer ICH-AG ist nicht endlos frei; jenseits aller Kreativität unterliegt er dem Kräftespiel des Marktes. Aber im Gegensatz zum grauen Heer der Lohnabhängigen wird er immer Eigentümer seiner eigenen Arbeitskraft, seines Kopfes, seiner Identität bleiben."

Die Selbstverwirklichungschancen einer selbstständigen Karriere stehen heute vielen Gruppen offen und können aus den unterschiedlichsten Startpositionen angegangen werden:

  • Nach mehrjähriger Berufserfahrung oder als Startpunkt einer zweiten Karriere
  • Nach einer abgeschlossenen oder abgebrochenen Ausbildung (Studium, FH, BHS)
  • Aus der Arbeitslosigkeit heraus
  • Nach "Outsourcings" aus einem Betrieb und der Verbreiterung der Kundenbasis

Diese unterschiedlichen Startpositionen widerspiegeln die unterschiedlichen Motive, sich selbstständig zu machen. Die einen wollen ihren unternehmerischen Tatendrang ausleben, ihre eigene Unternehmensidee verwirklichen und eine günstige Gelegenheit beim Schopf ergreifen. Andere hoffen, berufliche Frustrationen zu beenden, oder der Arbeitslosigkeit zu entfliehen.

Gemeinsam ist den Existenzgründern der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit, nach mehr Erfolg, nach mehr Einkommen und nach individueller Gestaltung der beruflichen Weiterentwicklung. (DER STANDARD, Printausgabe)