Innsbruck - Sich zu fühlen wie ein Fisch im Inn ist weit weniger angenehm als noch vor gut einem Jahrzehnt. Denn seit 1989 nimmt der Fischbestand in Tirols größtem Gewässer merklich ab, um durchschnittlich zehn, örtlich gar um bis zu 50 Prozent. Die vom Tiroler Fischereiverband (TFV) in Auftrag gegebene Studie "Inn 2000 - der Inn und seine Nebengewässer" ist nach Auskunft von Verbandsvize Manfred Biller die größte Untersuchung eines Fließgewässers in Europa.Von 17 vorhandenen Fischarten waren lediglich drei, Äsche, Bachforelle und Regenbogenforelle, an nahezu allen 34 Probenstellen der 200 Kilometer langen Innfließstrecke in Tirol zu finden. Die meisten anderen Arten wie Aalrutte, Strömer, Hecht, Bachsaibling wurden in geringer Stückzahl fast nur noch im einzigen "Altarm", der Innschleife bei Kirchbichl, gefangen. Einzige Ausnahme: Die Regenbogenforelle, die weniger sensibel auf negative Umwelteinflüsse reagiert, hat sich um etwa 20 Prozent vermehrt. Hauptgrund für den Rückgang: Die Zunahme von kanalartiger Verbauung und ein massiver Rückgang um 90 Prozent von "charakteristischen Flusshabitaten wie Aufweitungen und Verzweigugnen des Flussbettes". In ökologisch gutem Zustand befindet sich nur ein kurzer Abschnitt des Inn bei Landeck, "über weite Teile" weise der Fluss einen nach EU-Wasserrahmenrichtlinie "unbefriedigenden bzw. schlechten ökologischen Zustand auf". Da wird auch ein Interreg-Projekt kaum Abhilfe schaffen: Die noch vereinzelt vorhandene Bachforelle, deren Gencode mit Forellen aus der Zeit Maximilian I. um 1500 übereinstimmt, soll durch gezielte Besatzmaßnahmen vermehrt werden. (bs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. 6. 2002)