Wien - Ein prominent besetztes Proponentenkomitee, dessen Vorsitzender der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk ist, spricht sich weiterhin für die Errichtung eines "Haus der Geschichte" im Palais Epstein neben dem Parlament aus. Das Gebäude sei viel zu schade für ein Bürohaus, sagte Zilk am Dienstag bei einer Pressekonferenz vor dem Palais. Für das Parlament, das ab 2004 einziehen möchte, gebe es auch Alternativgebäude. Kurt Scholz, Restitutionsbeauftragter der Stadt Wien, zeigte sich "optimistisch, dass sich der Nationalrat bewegen wird"."Idealer Ort" Der Büroraumbedarf des Parlaments könne auch durch die Anmietung anderer Räumlichkeiten - etwa in der Reichsratsstraße - gedeckt werden, argumentierte Zilk. Für ein "Haus der Geschichte" wäre das Palais Epstein hingegen der ideale Ort. Mit der Nähe zum Parlament, zum Justizpalast und zum Heldenplatz liege es an einem historisch einzigartigen und symbolträchtigen Ort. Durch die zentrale Lage wäre auch mit einer hohen Besucherfrequenz zu rechnen. Scholz (S), der früher als Stadtschulratspräsident Hausherr im Palais Epstein war, zeigte sich optimistisch, dass der Parlamentsbeschluss nicht halten werde. Es gebe sogar einige Regierungsmitglieder, die die Forderungen des Proponentenkomitee unterstützen, das aber noch nicht öffentlich sagen würden. Es gebe in Wien ein Hunde-, ein Ziegel- und sogar ein Zirkusmuseum, aber kein Museum der Republik, kritisierte Scholz. "Das ist unverständlich und wird so nicht bleiben", meinte er. Weinzierl betont Bedeutung der Geschichte Die Historikerin Erika Weinzierl gebrauchte eine Metapher. Jeder Mensch der kein Gedächtnis habe, sei hilflos und manipulierbar. Für ein Volk sei die Geschichte das Gedächtnis. Wenn es sich ihrer Geschichte aber nicht bewusst sei, "dann ist es genauso hilflos und manipulierbar". Leon Zelman, Leiter des "Jewish Welcome Service" und einer der erste Verfechter der Idee, kritisierte Nationalratspräsident Heinz Fischer (S), weil dieser auf die Verwendung durch das Parlament beharrt. Man könne Meinungen auch ändern, "es braucht nur etwas Liebe und Verständnis". Ähnlich äußerte sich Zilk. Es falle niemandem "eine Perle aus der Krone", wenn er seine Meinung ändere. Er appelliere daher an das "sozialdemokratische Gewissen" von Fischer, seine Position nochmals zu überdenken. Weitere Mitglieder es Proponentenkomitees sind der Künstler André Heller, der Schriftsteller Robert Menasse, der Industrielle Hans Peter Haselsteiner oder der Vorstandsvorsitzende der Wiener Städtischen, Siegfried Sellitsch. Häupl kritisiert Parlamentspräsident Fischer Das Parlament soll seinen Beschluss revidieren, das Palais Epstein für seine Zwecke zu verwenden, stattdessen solle dort das "Haus der Geschichte" untergebracht werden. Das fordert der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Häupl in einem Interview mit der kommende Woche erscheinender Ausgabe der jüdischen Zeitschrift "NU" ("News über uns"). Massive Kritik übt Häupl dabei am Vorgehen vom stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden und Nationalratspräsident Heinz Fischer. Denn: "Es hat innerhalb der SPÖ eigentlich nie eine Meinungsbildung gegeben." Fischer sei der Auffassung, "dass dieses Wiener Ringstraßenpalais in unerlässlicher Weise für parlamentarische Mitarbeiter, also Parlamentssekretär, zu nutzen sei. Während ich und die Wiener SPÖ der Auffassung sind, dass sich das Palais auf Grund seiner Geschichte und geographische Lage als Haus der Geschichte geradezu anbieten würde". Er nehme die jüngste Erklärung Fischers "zur Kenntnis", sagt Häupl. Für ihn sei dieses Thema aber "noch lange nicht beendet".(APA)