Sie profilieren sich derzeit mit Regierungskritik - und sind genau deshalb als Personalreserve für die Regierung eines möglichen "roten" Bundeskanzlers in eineinhalb Jahren interessant. Beispielsweise Barbara Helige, ehrgeizige Vorsitzende der Richtervereinigung: Sie versäumt keine Gelegenheit, die Politik des Justizministers zu kritisieren. Auch Jugendgerichtshofpräsident Udo Jesionek, auf dem Weg in die Pension, wäre sicher noch fit genug für ein Ministeramt.Als die Wogen gegen das Universitätsgesetz hochgingen, gab es jemanden, der den Widerstand besonders deutlich formulierte: Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst und selbst ehemaliger Beamter im Wissenschaftsressort, zeigte die Krallen, hat sie mittlerweile aber wieder eingezogen. Einer, der bei Sozialdemokraten auf jeden Fall als Hoffnungsträger gilt, ist Franz Bittner, Chef der Wiener Gebietskrankenkasse und Gewerkschaftschef von Druck und Papier. Allerdings ist er quasi doppelter Hoffnungsträger: Auch die Gewerkschaft sieht in ihm eine Personalreserve für höhere Weihen. Die SPÖ-Schulpolitik ist im Moment eher verwaist, jedoch gilt Heidi Schrodt, Direktorin des Wiener Gymnasiums Rahlgasse, als Geheimtipp. Franz Schnabl, Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache, hat sogar offen seine Sympathie für Antiregierungsdemonstrationen kundgetan. Um die Salzburgerin Gabriele Burgstaller wird Gusenbauer wohl nicht herumkommen, auch wenn sie sich in den letzten Wochen vorwiegend auf seine eigenen Kosten profiliert hat. Und noch einer gilt als Personalreserve. Er verhält sich dem Schüssel-Kabinett gegenüber aber loyal: Wolfgang Petritsch, einst Kreisky-Sekretär, dann Hoher Repräsentant in Bosnien, nunmehr Botschafter in Genf. (mon, eli/DER STANDARD, Printausgabe, 14.6.2002)