Geschlechterpolitik
"Genfer Konvention ist ein Schutz für Flüchtlinge"
Caritas fordert die Anerkennung geschlechtsspezifischer Verfolgung als Asylgrund
Wien - Die Caritas forderte anläßlich des internationalen Flüchtlingstages die Anerkennung geschlechtsspefizischer Verfolgung als Asylgrund. Frauen seien zwar wie Männer von Hunger, Krieg und Vertreibung betroffen, doch nur sie treffen die Schrecken einer Genitalverstümmelung oder Zwangsabtreibung im Herkunfsland. Die Caritas will sich für eine gesicherte Aufnahme in die Bundesbetreuung, die Vermeidung von Schubhaft und den besonders sensiblen Umgang bei der Einvernahme in solchen Asylverfahren einsetzen. Weibliche Beamtinnen für Befragungen
Im Asylverfahren wird Flüchtlingsfrauen zugemutet,
ihre Gewalterfahrungen sofort und detailliert männlichen Beamten
anzuvertrauen. "Wer keine Details schildert oder erst im Laufe des
Verfahrens darüber berichtet, wirkt für die Behörden unglaubwürdig",
berichtet Küberl und verlangt vor diesem Hintergrund, dass weibliche
Beamtinnen in den Bundesasylämtern in größerem Ausmaß eingesetzt werden,
damit Frauen in diesen heiklen Situationen weibliche
Gesprächspartnerinnen haben. Bei Anzeichen für sexuelle Übergriffe
sollte eine Psychologin beigezogen werden.
Nach wie vor wenden sich viele asylsuchende Frauen und Familien
an die Caritas und bitten um Unterkunft, weil sie keinen Platz in
der Bundesbetreuung bekommen. "Kein Flüchtling sollte in Österreich
der Obdachlosigkeit preisgegeben werden, bei Frauen ist diese
Situation jedoch skandalös", meint Küberl.
Auch bei der Schubhaft wird auf die besondere Situation von
Frauen keine Rücksicht genommen. Der Zugang zu FrauenärztInnen aus der
Schubhaft ist keine Selbstverständlichkeit und Frauen werden
in Polizeigefangenenhäusern angehalten, wo es kein weibliches
Wachpersonal gibt, obwohl sich auch der Menschenrechtsbeirat massiv
gegen diese Praxis ausgesprochen hat. Neben der Beseitigung dieser
Missstände fordert die Caritas das generelle Verbot, Schwangere,
stillende Mütter und Opfer von Frauenhandel in Schubhaft anzuhalten.
"Die Caritas möchte an diesem Tag in Erinnerung rufen, dass die
Genfer Konvention ein Schutz für Flüchtlinge und nicht ein Schutz
vor Flüchtlingen ist", so Küberl. (red)