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Wien - Die Wiener ÖVP hatte immer schon ein besonderes Gespür für ausgesprochen wirksame Werbeauftritte. Da gab es etwa seinerzeit einen Wiener VP-Obmann Wolfgang Petrik, der an der Ringstraße als "Batman von Wien" für die Fotografen posierte - im schwarzen Flattermannkostüm, versteht sich. Oder Heinrich Wille - ein weiterer Wiener VP-Chef -, der im Wahlkampf auf Dreieckständern eine Ampel präsentierte, die nach allen Seiten hin freie Fahrt signalisierte. Worauf sich viele ausmalten, wie das wohl so wäre, wenn Willes "Grün für alle" umgesetzt würde. Der neue Wiener ÖVP-Obmann Alfred Finz fügte sich umgehend und nahtlos in diese Tradition der Stadtpartei. Kaum war er am Samstag beim Landesparteitag der Wiener ÖVP zum Obmann gewählt worden, hingen am Nachmittag auch schon allerorten die kleinen "City Light"-Plakate, von denen nun der Finanzstaatssekretär-Stadtparteichef vor drei bleichgesichtigen Menschen der Wählerschaft entgegenstrahlt. "Jeder Euro braucht Kontrolle", verspricht Finz auf diesen Plakaten und gibt damit neuerlich Anlass zu vielfältigsten Spekulationen und Deutungen. "Jeden Euro will er kontrollieren?", hieß es etwa Anfang der Woche bei einer Straßenbahnhaltestelle in Penzing - "also in mei Geldbörsel kummt der net eine." Schon Tags darauf wurde an der gleichen Haltestelle von anderen Wartenden gemutmaßt, ob dies möglicherweise eine Ankündigung auf mangelnde Präsenz in Wien sein könne: "Na, da wird der Herr Finz aber viel unterwegs sein, wenn er in Frankreich, Italien und Spanien alle Euros kontrolliert." (DER STANDARD, Printausgabe, 20.6.2002)