London - Tabakrauch ist nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowohl für Raucher als auch Passivraucher noch stärker Krebs erregend als bisher bekannt. Experten der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO erklärten in London, das Risiko für Tumore bei vom Rauchen verursachten Krebsarten - etwa der Blase und des Nierenbeckens - sei höher als bis jetzt angenommen. Neu sei die Erkenntnis, dass auch Magen-, Leber-, Gebärmutterhals, Gebärmutter-, Nieren- und Nasenstirnhöhlenkrebs vom Rauchen verursacht würden. Die Studie, die noch in diesem Jahr vollständig veröffentlicht werden soll, ist die erste derart umfassende seit 1986, die die Forschung über Tabakrauch und Krebs zum Inhalt hat. Dazu führten die Experten die Ergebnisse von mehr als 3.000 Studien zusammen, an denen Millionen Menschen beteiligt waren. Daraus konnten sie Schlüsse ziehen, die bei kleiner angelegten Untersuchungen nicht möglich waren. "Wir lernen noch immer, wie schädlich genau das Rauchen von Zigaretten ist", sagte der Vorsitzende des Gremiums, Jonathan Samet. An der Untersuchung waren 29 führende Experten aus zwölf Ländern beteiligt. UNO anerkennt Passivrauchen Krebs

Erstmals kam die Krebsagentur der UNO offiziell zu dem Schluss, dass Passivrauchen Krebs verursacht: Auf Grundlage der Einzelstudien der vergangenen 20 bis 30 Jahre erkannten die Forscher an, dass sich durch das Einatmen des Rauchs das Risiko für Lungenkrebs um 20 Prozent erhöht.

"Jetzt fangen wir an zu sehen was passiert, wenn eine Generation in jungen Jahren zu rauchen anfängt und ihr ganzes Leben lang raucht. Bisher hatten wir nur Momentaufnahmen", sagte Samet, Leiter der Epidemiologie an der Schule für Öffentliche Gesundheit an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. "Das Gesamtbild ist beunruhigender als das, was wir sahen, als wir nur die Einzelteile hatten."

Weltweit gibt es rund 1,2 Milliarden Raucher. Die Hälfte von ihnen stirbt nach Erkenntnissen der Forscher vorzeitig an Krebs, Herzerkrankungen oder anderen Krankheiten, die auf das Rauchen zurückzuführen sind. Das beste Vorbeugungsmittel sei, mit dem Rauchen aufzuhören, erklärten die Forscher. Veränderte Inhaltsstoffe der Zigaretten etwa brächten nur geringe positive Effekte. "Wir glauben, dass die Fakten für sich sprechen", erklärte Jerry Rice, Leiter der Abteilung für Krebs erregende Substanzen der WHO-Agentur. "Die effektivste Art, sich einer karzinogenen Substanz nicht auszusetzen ist, sich davon fern zu halten." (APA/AP)