Gwangju/Südkorea – Das Sensationsteam Südkorea darf weiterhin vom Gewinn des WM-Titels träumen. Der Turnier-Mitveranstalter besiegte am Samstag im Viertelfinale das klar favorisierte Spanien 5:3 im Elfmeterschießen und steht als erstes asiatisches Team der WM-Geschichte in der Runde der letzten Vier. Die Spanier sind auf ihrem Weg ins erste Halbfinale seit 52 Jahren gescheitert, da der bis dahin starke Joaquin nach 120 torlosen Minuten als einziger im Elfmeterschießen verschoss und an Schlussmann Woon-Jae Lee scheiterte. Der koreanische Kapitän Myung-Bo Hong verwandelte schließlich vor 42.114 Zuschauern sicher zum entscheidenden 5:3.

Jetzt gegen Deutschland

Südkorea trifft nun im Halbfinale am 25. Juni in Seoul auf Deutschland. Die Deutschen dürften dabei leichte physische Vorteile haben, da die "Red Devils" bereits zum zweiten Mal hintereinander in eine Verlängerung gehen mussten. Für die Spanier, die durch Morientes die Stange trafen und in Schiedsrichter Ghandour ihren Sündenbock fanden, war nach dem gewonnenen Achtelfinal-Elferschießen gegen Irland nun Endstation.

Raul musste zu sehen

Die Spanier mussten ohne ihren Parade-Torjäger Raul ins Spiel gehen, der Real-Madrid-Star wurde nach einer Blessur am rechten Oberschenkel nicht rechtzeitig fit und nahm auf der Ersatzbank Platz. Südkoreas Coach Guus Hiddink, der lange Zeit als Trainer in Spanien tätig gewesen ist, schickte jene Elf auf das Feld, die auch beim großen Achtelfinal-Triumph gegen Italien (2:1 nach Golden Goal) begonnen hatte. Tae-Young Kim spielte mit einer Spezialmaske, da er sich einen Bruch des Nasenbeins zugezogen hatte.

Spanien hatte die besseren Chancen

Die Europäer überließen den Asiaten zunächst den Spielaufbau, gefährlich wurden die Koreaner aber nicht. Nach einer Anfangsphase ohne Höhepunkte versuchten die Spanier mit hohen Bällen ihr Glück und fanden durch zwei Kopfbälle von Morientes (27., Woon-Jae Lee parierte) bzw. Hierro (31., knapp über das Tor) auch gute Chancen vor. Das 1:0 für die Spanier lag vor allem in den Minuten vor der Pause in der Luft, als Morientes an einer Flanke von Joaquin knapp vorbeisegelte (42.). In der Nachspielzeit scheiterten Joaquin sowie De Pedro mit Fernschüssen und Hierro neuerlich per Kopf.

Koreanischer Sturmlauf blieb lange aus

Während das diesmal im Vergleich mit den bisherigen Partien lange Zeit relativ verhaltene Publikum weiterhin vergeblich auf den koreanischen Sturm wartete, herrschte in der 50. Minute große Verwirrung. Denn nach einem Kopfball-Duell landete der Ball vom Rücken eines Koreaners aus im Tor von Lee, der ägyptische Referee Ghandour ließ diesen Treffer jedoch nicht gelten. Nachdem die Spanier diese Vielzahl von Möglichkeiten ungenützt ließen, fanden die "Red Devils" plötzlich den Faden und wurden gefährlicher. In der 67. Minute musste Keeper Casillas, im Achtelfinale gegen Irland mit drei parierten Elfmetern der große Held, bei einem Schuss von Ji-Sung Park aus halbrechter Position seine ganze Klasse zeigen.

Wieder Verlängerung

Je näher das Ende der regulären Spielzeit rückte, umso vorsichtiger wurden beide Teams, die kaum noch Chancen zuließen. Joaquin traf aus 14 Metern nur das Außennetz (72.), ein Schuss von Chun-Soo Lee (91.) fiel zu schwach aus. Damit gingen beide Nationen so wie bereits im Achtelfinale in die Verlängerung. Spanien hatte dabei Irland im Elfmeterschießen, Südkorea Italien nach Golden Goal bezwungen.

Pfiff bei spanischem Angriff

Durch eine Fehlentscheidung wurde Spanien möglichweise um das Golden Goal gebracht: Nach Flanke von Joaquin traf Morientes per Kopf, aber der Assistent hatte bereits zuvor fälschlicherweise die Fahne oben gehabt, zudem hatte Goalie Lee aufgrund des Pfiffes nicht mehr reagiert. Weniger später scheiterte Morientes nach einem Einwurf von Joaquin an der Stange. Südkorea wurde aus zwei Freistößen durch Jung-Hwan Ahn (95.) und Chun-Soo Lee (97.) sowie Sun-Hong Hwang (110.) gefährlich.

Lee parierte

Im Elferschießen konnte Casillas seine sensationellen Paraden vom Irland-Spiel nicht wiederholen, stattdessen wurde sein Gegenüber Lee durch den gehaltenen Elfer von Jungstar Joaquin zum Helden.

Hiddink verteidigt Mannschaft

Südkoreas Teamchef Guus Hiddink wehrte sich gegen die Vorwürfe, dass sein Team von den Unparteiischen bevorzugt würde und reguläre Treffer kassiert hätte. "Das ist unfair. Wenn der Schiedsrichter pfeift oder der Linienrichter die Fahne hebt, versucht unser Torhüter ja nicht mehr, den Ball abzuwehren. Dadurch kann man nicht von einem Tor sprechen", erklärte der Niederländer und fügte hinzu: "So war es auch im Spiel gegen die Italiener. Man kann über die Entscheidung der Schiedsrichter diskutieren, man darf aber nicht von einem Tor sprechen."(APA)

Viertelfinale:

  • Spanien – Südkorea 3:5 im Elfmeterschießen Stand nach 120 Minuten 0:0. Gwangju, zirka 40.000, Gamal Ghandour (Ägypten).

    Torfolge im Elfmeterschießen:

    0:1 Sun-Hong Hwang 1:1 Hierro 1:2 Ji-Sung Park 2:2 Baraja 2:3 Ki-Hyeon Seol 3:3 Xavi 3:4 Jung-Hwan Ahn Joaquin scheitert an Woon-Jae Lee 3:5 Myung-Bo Hong

    Spanien: Casillas – Puyol, Hierro, Nadal, Romero – Joaquin, Baraja, Helguera (93. Xavi), De Pedro (70. Mendieta) – Valeron (80. Luis Enrique), Morientes

    Südkorea: Woon-Jae Lee – Chong-Gug Song, Jin-Cheul Choi, Myung-Bo Hong, Tae-Young Kim (90. Sun-Hong Hwang) – Ji-Sung Park, Sang-Chul Yoo (60. Chun-Soo Lee), Nam-Il Kim (32. Eul-Yong Lee), Young-Pyo Lee – Jung-Hwan Ahn, Ki-Hyeon Seol

    Gelbe Karten: De Pedro, Morientes bzw. Sang-Chul Yoo