Kunst
Kunst aus dem Automaten
Für fünf Euro kann man sich in Hamburger Lokalen Unikate "runterdrücken"
Hamburg - Wer ein Kunstwerk haben möchte, kann sich in
Hamburg jetzt am Automaten bedienen - für fünf Euro. Ein junger
Kunstfreak hat die Verkaufsgeräte in schicken Lokalen aufgestellt, um
Kunst zu den Menschen zu bringen. Die Auswahl hinter den gläsernen
Automatenklappen ist groß. Zum Sortiment gehören Engelsbilder,
bemalte Steine, bedruckte Salbentuben und verzierte
Streichholzschachteln. Einzige Vorgabe für die Künstler: Die Werke
müssen in die zigarrenkistengroßen Fächer passen. "Wir haben schon massenhaft Bewerbungen von Künstlern, die
mitmachen wollen", sagt Arne Kipping, der sich das Projekt ausgedacht
hat. "Fünf Euro für einen Stein ist schon viel Geld", meint
Lokalinhaber Mirco, in dessen Steh-Restaurant "Kity Voo" im Stadtteil
St. Georg einer der Automaten steht. Er habe aber beobachtet, dass
viele Leute nur in die Kneipe kämen, um sich den stummen
Kunstverkäufer anzuschauen. Auf dem Weg zur Toilette bleibe fast
jeder etwas überrascht und irritiert vor dem Blechschrank stehen.
Gekauft hat nach Angaben des Lokalbesitzers aber bislang nur einer
etwas.
Geld geht an die Künstler
Der Erlös geht komplett an die Künstler. Der 29-jährige Kipping
verdient nichts an den Verkäufen aus seinen zwei Geräten. Er lebt von
Sponsorengeldern, mit denen ein Bonbonhersteller die Aktion
unterstützt. Der junge Werbefachmann brachte die Idee aus London mit.
Auch in den USA, in Stockholm und Hannover wird Kunst schon aus
Automaten verkauft; mit dem Gerät in Hannover sind in fünf Jahren
5.000 Kunstwerke abgesetzt worden.
Vier junge Hamburger Künstler arbeiten zurzeit für die Automaten.
"Für uns ist das eher eine Spaß- und Werbeaktion", sagen Kerstin
Peters und Thekla Rickert. Die 28-jährige Fotografin Peters verkauft
Fotos von Menschen mit Engelsflügeln. Mehrere Stunden sitzt sie an
einer Arbeit für den Automaten. Die 32 Jahre alte Thekla Rickert hat
für die Aktion auf kleine "handgesammelte Ostseestrandsteine"
comicähnliche Fantasiefiguren gemalt. "Reich werden wir damit nicht",
sagen beide.
(APA/AP)