Geschlechterpolitik
"Ob jemand ein guter Pfarrer ist, hängt nicht vom Geschlecht ab"
Evangelische Kirche unterstreicht positive Erfahrung mit Pfarrerinnen
Wien - In der Diskussion um die geplante illegale
Priesterinnenweihe in der katholischen Kirche hat sich jetzt auch die
evangelische Kirche zu Wort gemeldet. Der Wiener Superintendent
Werner Horn sagte am Montag, seine Kirche
mache sehr positive Erfahrungen mit Pfarrerinnen: "Die Frage, ob
jemand ein guter Pfarrer ist, hängt nicht vom Geschlecht ab." Die evangelische Kirche hat das PastorInnenamt bereits vor 30 Jahren
für Frauen geöffnet. In der Superintendenz Wien, also der
evangelischen Diözese, sind rund ein Drittel der 60 Pfarrer Frauen.
Horn: "Frauen können von ihrem Sensorium her viel einbringen, zu dem
Männer so nicht fähig sind." Horn verwies auch darauf, dass laut
Umfragen 70 Prozent der ÖsterreicherInnen für Frauen im Priesteramt sind.
Im "Konzert der christlichen Kirchen" gebe es auch nur in der
katholischen Kirche und bei den Orthodoxen keine Priesterinnen.
Kritische Distanz
Zur Aktion der katholischen Frauen in Oberösterreich, die sich
gegen den Willen ihrer Kirche weihen lassen wollen, stellt Horn klar,
dass diese gegen das Gesetz der römisch-katholischen Kirche
verstoßen. "Aber Veränderungen geschehen oft nur dann, wenn es mutige
Menschen gibt, die vorpreschen", so der Superintendent. Er, Horn,
persönlich finde die Vorgangsweise nicht optimal. "Es gibt auch
andere Möglichkeiten, etwa den Diskussionsprozess zu intensivieren.
Aber ich verstehe, dass hier bereits ein Stück Unmut und
Unzufriedenheit herrscht", so Horn, der heuer sein 20-Jahr-Jubiläum an der Spitze der
Wiener Superintendenz begeht.
Demokratische Wahlen
Anders als in der katholischen werden in der evangelischen Kirche
die BischöfInnen - wie auch die Pfarrer - demokratisch gewählt. Die Wahl
erfolgt in einer Superintendentsversammlung. Im Vorfeld kann jede
Pfarre zwei KandidatInnen vorschlagen. "Ich rechne damit, dass auch
Frauen nominiert werden", so Horn. In zwei evangelischen Diözesen -
in Burgenland und Salzburg - gibt es bereits Superintendentinnen.
In Wien gibt es rund 75.000 evangelische ChristInnen Augsburger
Bekenntnis (A.B.). Das Gebiet der Superintendenz umfasst neben der
Bundeshauptstadt auch die Umlandgemeinden.
(APA)