Wien - "Feministische Forderungen sind tragbar", heißt es prominent auf dem Cover des am Montag vom Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) präsentierten "Kunst- und Kulturbericht der Stadt Wien 2001". Dieser erste Kunst- und Kulturbericht, in dem Mailath-Pokorny seine eigene Politik präsentiert, weist auch erstmals einen eigenen Frauen-Kunst- und Kulturbericht aus - "eine kulturpolitische Weichenstellung", so der Kulturstadtrat im Vorwort. Die mit Antritt der neuen Stadtregierung im April 2001 erfolgte Zuordnung des Bereichs Wissenschaft zum Kulturressort soll Wien als "Wissenschafts- und Kulturreflexionsstadt" positionieren.Frauenstadträtin Renate Brauner begrüßte den ersten Wiener Frauenkunstbericht als starkes Signal der Unterstützung für alle Frauen, die im Kunst- und Kulturbereich tätig sind: "Frauen leisten im Kunstbetrieb bei weitem nicht nur in organisatorischen oder administrativen Positionen hervorragende Arbeit. Der erste Wiener Frauenkunstbericht zeigt erstmals das gesamte kreative Potenzial der Frauen in dieser Stadt", freute sich Brauner. Der Frauenkunstbericht untersucht den weiblichen Anteil am Kunst- und Kulturgeschehen unter personellen und finanziellen Gesichtspunkten. So seien 2001 "72 Prozent aller neuen Positionen von Frauen ausgefüllt" worden (darunter die kaufmännische Leitung von Tanzquartier, Theater der Jugend und Schauspielhaus). Ergänzend finden sich Interviews mit Künstlerinnen und Theoretikerinnen der Gruppe "a room of one's own" . Auf den Ergebnissen des Frauenkunstberichtes aufbauend sollen "Maßnahmen gesetzt werden, um geschlechtsspezifische Defizite abzubauen und zu beseitigen". Die Erhebung und Veröffentlichung von geschlechtsbezogenen Daten seien zentrale Instrumente des Gender Mainstreaming. Damit werde es ermöglicht, Handlungsbedarf in einzelnen Bereichen zu erkennen und gezielt einzugreifen. So zeigten etwa die Zahlen der Vorjahres-Festwochen, dass bei den 19 wichtigsten Produktionen keine einzige Frau Regie geführt habe. Dafür liege der Frauenanteil bei den KostümbildnerInnen bei 67 Prozent. Dies zeige, dass es offensichtlich auch im Kunst- und Kulturbereich "typische weibliche" Tätigkeiten gebe. "Die regelmäßige Publikation des Wiener Frauenkunstberichtes wird zeigen, ob die Berücksichtigung weiblicher Kulturschaffender in allen Bereichen verbessert werden kann", stellte die Frauenstadträtin abschließend fest. (APA/red)