EU
Mehrheit für neues Agrarfördersystem
Statt Unterstützung für industrielle Landwirtschaft Förderung der ländlichen Entwicklung
Ein deutliche Mehrheit der
EU-Bürger wünscht eine Abkehr von der industriellen
Landwirtschaft hin zur ländlichen Entwicklung. Gefördert
werden soll nicht - wie bisher
- in erster Linie die Produktionsmenge, sondern die Arbeitsleistung.Das ist das Ergebnis einer
am Dienstag veröffentlichten
Eurobarometer-Umfrage.
Demnach sind 62 Prozent EU-
weit und 55 Prozent der Österreicher für die Umstellung des
Fördersystems. Es läuft auf
mehr Biolandwirtschaft hinaus, die in Österreich von 85
Prozent und EU-weit von 72
Prozent der Befragten befürwortet wird.
Die Umfrage wurde rechtzeitig vor der für den 10. Juli
von EU-Kommissar Franz
Fischler geplanten Vorlage
seiner Vorschläge zur Agrar_reform ("midterm review")
veröffentlicht. Dabei sollen
die Direktzahlungen, die derzeit zwischen 25 und 30 Milliarden Euro ausmachen, auf eine Pauschale umgestellt wer den, die nicht mehr von der
produzierten Menge abhängt.
Die Pauschalierung der Unternehmen würde eine große
Verwaltungsvereinfachung
bringen. Weiters soll ein Fünftel der Direktzahlungen im
Laufe der Jahre in die Förderung des ländlichen Raumes
umgelenkt werden. Kleine Betriebe sollen aber von dieser
Kürzung ausgenommen sein: Bei zwei Mitarbeitern wären
bis zu 5000 Euro und danach
pro Mitarbeiter 3000 Euro an
Förderungen nicht von der
Kürzung der Direktzahlungen
erfasst.
Kleinbetriebe, die mehr als
die Hälfte der landwirtschaftlichen Unternehmen in der
EU ausmachen aber nur 20
Prozent der Fördermittel erhalten, könnten dadurch von der Kürzung der Direktzahlung verschont bleiben.
Die Agrarreform ist unabhängig von der Erweiterung zu
sehen. Agrarkommissar Franz
Fischler warnt vor einer Verknüpfung der Erweiterungsfrage mit jener der Agrarreform, wie dies der deutsche Bundeskanzler Gerhard
Schröder zuletzt beim Gipfel
in Sevilla gemacht hat. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.6.2002)