"Dort, wo ich hinfahre, gibt es keinen Handyempfang. Und übrigens auch keinen Internetanschluß. Ich werde also für niemanden erreichbar sein . . ." An dieser Stelle verklärt sich Leas Gesicht ". . . und vor allem nicht bemerken, dass mich eh niemand erreichen will. Ich werde nur ein T-Shirt und eine Badehose mitnehmen, weil man dort, wo ich hinfahre, nicht mehr braucht. Das heißt, dass ich nur mit leichtem Gepäck reise und auch keinen Haarfön mitnehme, weil der heiße Wind die Haare sowieso trocknet. Ich werde nur ein Buch mitnehmen, das ich nicht lesen werde, weil es zu heiß dazu sein wird. Ich werde mit niemandem sprechen, was leicht sein wird, weil die anderen auch dort hinfahren, um Leute zu treffen, die mit niemandem sprechen wollen." "Hat diese Krankheit einen Namen?" "Alicudi. Die kleinste der "Sieben Schönheiten", wie die Italiener diese Inseln zärtlich nennen. Alles Vulkangestein. Sehr mystisch, sehr klärend." Lea lebt seit mehreren Wochen im Inselrausch, und es zeichnet sich ab, dass die Tage bis zu ihrer Abreise für uns alle eine Grenzerfahrung sein werden. "Auf dieser Insel gibt es keine Disco und keinen Lido, keinen Tourismus und keine Verkäufer, die einen mit gefälschten Louis-Vuitton-Taschen bedrängen. Auf dieser Insel ist das Nichts."

Dem Hinwenden zur Insel war ein dramatisches Abwenden vom Salzkammergut vorangegangen. Dreiundzwanzig Jahre Altaussee und dann das: "Mir stinkt der Saibling, mir stinken die Lederhosen, und ich will einen Urlaub ohne Wiens Kreativschickeria", ist noch das Harmloseste, was Lea ihrer Ausseevergangenheit nachschleudert. Dabei badete sie letzten Sommer nicht nur im glasklaren Grundlsee, sondern auch im Liebesglück mit diesem Drehbuchautor. An dieser Stelle weicht die Verklärung einem breiten Grinsen. "Der in Alicudi ist Filmproduzent." (Clarissa Stadler/derStandard/rondo/28/6/02)