Musik
Kurt Collien 95-jährig gestorben
Konzertveranstalter aus Hamburg half Josephine Baker und Zarah Leander, Freddy Quinn und dem Clown Grock
Hamburg - Der Hamburger Konzertveranstalter Kurt
Collien, der als Grandseigneur in seiner Branche galt, ist am
Donnerstag in einer Klinik der Hansestadt im Alter von 95 Jahren
gestorben. Er holte die glitzernde Welt der Stars nach Hamburg,
darunter Josephine Baker, Marlene Dietrich, Lale Andersen, Zarah
Leander, Marika Rökk und Maurice Chevalier. Für Trends bewies der
gebürtige Hamburger stets die richtige Nase. Er engagierte die
Operndiva Maria Callas und die Wiener Philharmoniker ebenso wie
Freddy Quinn und den Clown Grock, den Ballettstar Rudolf Nurejew und
den Rocksänger Bill Haley.
Collien schloss zunächst eine Lehre als Kaufmann ab,
doch die bunte Welt der Unterhaltung lockte ihn mehr. 1932 gründete
er seine erste Konzertkasse, 1939 entzog ihm die Reichsmusikkammer
der Nazis die Arbeitserlaubnis, weil er weiterhin mit jüdischen
Agenten Kontakte pflegte. Nach dem Krieg rief er eine Theaterkasse
mit Musikalienhandlung ins Leben und gründete 1951 den Circus Grock,
der mit dem Clown Grock weltberühmt wurde. Als dieser 1954 von der
Bühne abtrat, führte der Veranstalter das Unternehmen als Circus
Collien bis 1957 weiter. Dort begann auch die Karriere von Caterina
Valente.
1961 übernahm Collien das Hamburger Operettenhaus, das er mit
glanzvollen Produktionen aus dem Dornröschen-Schlaf weckte. Die
deutsche Erstaufführung von "Anatevka" mit Shmuel Rodenski als
Milchmann Tevje war ein Ereignis. Mit dem umstrittenen Musical "Oh
Calcutta" gingen 1971 die Lichter im Operettenhaus jedoch aus. Mit
dem St. Pauli-Theater übernahm Collien dann eine volkstümliche Bühne,
die er mit Freddy Quinn als "Junge von St. Pauli" zu großen Erfolgen
führte. (APA/dpa)