Zu viele Köche verderben sicher nicht den Brei, wenn sie dafür den Fachkräftemangel verringern. Und schon gar nicht, wenn sie auch noch vielfältige Breie kochen. Eine fleischlose Kochlehre zu verbieten ist also ein ganz schön bitteres Armutszeugnis für die Kammern der Lehrbetriebe.

Köchinnen und Köche werden händeringend gesucht. Neue Ausbildungswege könnten helfen.
Köchinnen und Köche werden händeringend gesucht. Neue Ausbildungswege könnten helfen.
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Mangelberufe dem Zeitgeist anzupassen sollte ihre oberste Priorität sein, und dieser zeigt: Menschen wollen mehr Vielfalt beim Essen, schauen mehr auf gesunde Ernährung, wollen mehr und mehr klimafreundliche Gerichte auf dem Tisch haben. Allein deshalb kann es kein Verlust sein, lockerzulassen und die vegetarisch/vegane Kochlehre einfach zuzulassen.

Im Gegenteil: Der Lehrberuf steht sinnbildlich für notwendige Erneuerung maroder Ausbildungsordnungen. Es wird in Zukunft nicht mehr darum gehen, ein Wiener Schnitzel oder ein Fiakergulasch nach Rezept aus der Kaiserzeit zu kochen. Sondern darum, ein ordentliches Handwerk, ein Gefühl für Lebensmittel, deren Herkunft und die vielfältigen Anwendungen zu erlernen. Das gilt freilich für alle Lehrberufe, nicht die Kochausbildung. Alternative Speisen haben sich längst in der Gesellschaft verfestigt, und der Bedarf an gutem Green Tofu-Curry ist mindestens so groß wie der an Rindsgulasch.

Es bringt der WKÖ also rein gar nichts, wenn sie neue Ausbildungswege starr blockiert und sich nicht aus ihrer Blase herausbewegt. Denn am Ende leidet genau die heimische Küche, die sie ja mit allen Mitteln verteidigen will. (Melanie Raidl, 25.5.2023)