MQ Wien
Fortsetzung des Projekts "MQ goes Green": Nach dem Haupthof des Wiener Museumsquartiers sollen 2024 auch Staatsrats- und Fürstenhof begrünt werden.
MQ/Pichler

Wien - Mit dem Rückenwind eines Besucherrekords geht das Wiener Museumsquartier ins Jahr 2024: Nicht nur werde der ökologische Schwerpunkt mit etlichen Ausstellungen und Kunstprojekten fortgesetzt, auch das Begrünungsvorhaben "MQ goes green" biegt heuer in die nächste Runde. "Es wird ein spannendes Jahr", betonte MQ-Direktorin Bettina Leidl am Donnerstag. Der Architekturwettbewerb für den künftigen Standort des Haus der Geschichte Österreich (hdgö) am Areal soll im März starten.

Denn das derzeit in der Neuen Burg am Heldenplatz beheimatete Museum soll 2028 seine neuen Räumlichkeiten im historischen Bauteil an der Mariahilfer Straße beziehen können. Bis zur Auslobung des Architekturwettbewerbs soll ein "museologisches Raum- und Funktionsprogramm" erarbeitet werden, wie es aus dem hdgö auf APA-Nachfrage heute heißt. Dieses soll als Grundlage für den Wettbewerb dienen. Laut Leidl könnte das Siegerprojekt dann im Sommer bzw. Frühherbst bekanntgegeben werden, mit einem Baustart rechnet sie 2026. Ein Umzug wird damit für die Probebühne des Kinder- und Jugendtheaters Dschungel Wien notwendig. "Es sind Ersatzmaßnahmen vorgesehen, wir haben uns aber noch nicht entschieden", so Leidl.

Aufenthalt und Austausch

5,2 Mio. Besucherinnen und Besucher haben sich jedenfalls im Vorjahr für einen Abstecher ins MQ entschieden: Für das Kulturareal bedeutet dies die höchsten Publikumszahlen seit der Eröffnung 2001. Über 70 Prozent davon stammten aus Österreich, ein Großteil naturgemäß aus Wien. "Es ist schön, dass das Museumsquartier als Ort des Aufenthalts und Austauschs so gut genutzt wird", freute sich Leidl. Mehr grün gibt es für einen MQ-Besuch dieses Jahr in Staatsrats- und Fürstenhof, wo die im Vorjahr gestartete Begrünungsinitiative fortgesetzt wird - jeweils mit "eigener Atmosphäre, eigenem Flair, eigener Bepflanzung". Zudem ist die Erstellung eines Klimaberichts geplant, wie aus den Presseunterlagen hervorgeht. Die Beleuchtung soll in den nächsten zwei Jahren außerdem vollständig auf LED umgestellt werden, wobei rund 1.500 Leuchtkörper ausgetauscht werden.

Nachhaltigkeit sowie das Spannungsverhältnis von Mensch und Natur finden sich auch in vielen künstlerischen Projekten im MQ: Die Schweizerin Ursula Biemann zeigt mit "Becoming Earth" (ab 27.9.) Videoarbeiten, die sie als "embedded artist" etwa in Amazonien erstellt hat. Dabei beleuchtet sie den Klimawandel nicht nur aus künstlerisch-wissenschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher und regional-kultureller Perspektive. Wie der Klimawandel den Gebirgsregionen zusetzt, hat wiederum Anna Meyer zu ihrer Gemäldeserie "Weltschmelz" inspiriert, die ab 8. März in der Ausstellung "Planetto" zu sehen ist - einerseits im Pop-Up Schauraum, aber auch dem Vorplatz des Areals.

Sommerbühne und Melonenhalle

Ohnehin gehen viele Werke den Weg in den öffentlichen Raum: Die eigentlich schon für das Vorjahr geplant Präsentation von Pavlo Makovs "The Fountain of Exhaustion", der ukrainische Beitrag zur Kunstbiennale Venedig 2022, soll heuer tatsächlich umgesetzt werden. "Wir haben feststellen müssen, dass die Arbeit, so wie sie in Venedig gezeigt wurde, nicht im öffentlichen Raum umsetzbar ist", erläuterte Leidl. Die Kritik am russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch dem Umgang mit Ressourcen wie Wasser, ist in adaptierter Form ab 11. April im Haupthof zu sehen. Über das gesamte Areal spannt sich wiederum Rainer Prohaskas skulpturale Performance "The Aesthetic of Labour" (12. bis 21.6.), bei der auch das Publikum Hand anlegen darf und Schalungsträger in immer neue Verbindungen bringen kann. Weitere Ausstellungen sind Rodrigo Braga ("Nullpunkt", ab 27.9.), Sasha Auerbakh ("LUX", ab 21.2.) und Birke Gorm (ab September) gewidmet.

Viel zu erleben gibt es in bewährter Weise in den Sommermonaten, wo die Sommerbühne des MQ mit unterschiedlichsten Programmpunkten - von Konzerten über das Literaturfestival O-Töne bis zum Filmfestival frame[o]ut - aufwartet. Italienflair verspricht die "Melonenhalle", die als Gastro-Pop-Up für drei Wochen in die Halle D einziehen wird und dort nicht nur Melonen zum Verkauf anbietet, sondern auch musikalische Schmankerl. Weniger erfreulich ist hingegen, dass sich aufgrund der Insolvenz der Signa Holding das in nächster Nähe geplante Kaufhaus Lamarr nun als Bauruine präsentiert. Für Leidl "extrem schade", wie sie auf Nachfrage sagte. "Da bin ich nicht allein, dass wir alle hoffen, dass es eine gute und hochwertige Nachnutzung gibt und wir nicht über Jahre mit so einem Bauskelett leben müssen." Für das MQ per se gebe es dadurch aber keine Beeinträchtigung. (APA, 11.1.2024)