Jugendlicher im Wandergewand sitzt auf einer Almwiese und streichelt eine Babyziege
Pubertierende Jugendliche können eine Herausforderung sein, auch was den Körpergeruch anbelangt.
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Es geschah beim Geburtstagsessen der Oma. Luisa war neben ihrem 15-jährigen Neffen platziert. Man sah dem jungen Mann an, dass er frisch geschrubbt war, das Hemd sauber, die Wangen glänzend, der Gelegenheit angemessen. Sie haben sich wirklich gut unterhalten, erzählt Luisa, viel gelacht, über Zukunftspläne und lustige Erinnerungen geredet – und trotzdem war sie froh, als das Essen vorbei war. Der junge Mann verströmte einen starken Moschusduft. Und je länger das Essen dauerte, desto kräftiger wurde der.

Eltern von Teenagern wissen, wovon Luisa spricht. Lehrerinnen und Lehrer von Klassen mit vielen Buben in dem Alter berichten, dass ihre erste pädagogische Handlung, bei jeder Temperatur, der Gang zum Fenster ist, damit das Klassenzimmer, trotz lautstarker Proteste, mit frischer Luft geflutet wird. Was anekdotenhaft immer wieder für Lacher sorgt, wurde nun wissenschaftlich untersucht. Babys riechen nach Blumen, Teenager erinnern an Ziegen und Moschus, wurde da festgestellt. Die kleine, aber recht pointierte Studie ist im Journal "Communications Chemistry" erschienen.

Olfaktorischer Höhepunkt

Die Gerüche, die wir Menschen ausstrahlen, egal in welchem Alter, sind in der zwischenmenschlichen Kommunikation hilfreich. Säuglinge erkennen etwa schon kurz nach der Geburt den individuellen Geruch ihrer Mutter, Eltern wiederum sind in der Lage, den Körpergeruch ihres Babys zu erkennen, und ziehen ihn dem anderer Babys vor. Der Babygeruch ist für die Mütter angenehm und lohnend und erleichtert so wahrscheinlich die elterliche Zuneigung. Im Gegensatz dazu wird wird der Körpergeruch von Jugendlichen in der Pubertät als weniger angenehm bewertet, Eltern können den Geruch ihrer Kinder auch nicht mehr identifizieren.

Der individuelle Körpergeruch ist dabei eine komplexe Mischung. Körperabsonderungen wie Schweiß oder Talg werden einerseits von Bakterien, die die Haut besiedeln, abgebaut. Andererseits reagieren sie mit Chemikalien, die sich in der Luft befinden. Die Körperausdünstungen verändern sich dabei je nach Alter. Der olfaktorische Höhepunkt dürften tatsächlich Babys sein, während hormongeflutete Teenager auf mehreren Ebenen eine Prüfung sein können. Die Studienautorinnen wollten nun wissen, woran das liegt, und haben Körpergeruchsproben von Kleinkindern und Teenagern chemisch analysiert.

Dafür haben sie Geruchssamples von je 18 Kindern im Alter von drei Jahren oder jünger und 18 Jugendlichen in der Pubertät gesammelt: Die Wissenschafterinnen nähten kleine Baumwollstoffflecken in die Achselhöhlen von T-Shirts und Bodys, die die Kinder und Jugendlichen über Nacht anhatten. Sie wurden außerdem gebeten, davor 48 Stunden lang auf die Verwendung parfümierter Hygieneprodukte und auf geruchsbildende Lebensmittel wie Zwiebeln oder Knoblauch zu verzichten.

Tatsächlich sind die Chemikalien, die Babys und Teenager ausströmen, in der Analyse relativ ähnlich. Wie kann es dann sein, dass die süßen Zwerge nach einer blumigen Verbindung duften, während die Verbindung, die Jugendliche produzieren, nach Schweiß und Urin riecht und höhere Konzentrationen an Substanzen aufweist, die als käsig, muffig und "ziegenartig" beschrieben werden?

Sandelholz und Moschus

Das dürfte speziell an Verbindungen liegen, die nur in den Proben der Teenager zu finden waren, es handelt sich dabei um zwei moschusartige Steroide. Die Schweißdrüsen, die erst in der Pubertät aktiv werden, scheiden Vorläufer dieser Verbindungen aus, die Hautmikroben wandeln sie dann entsprechend um. Das vermutet Studienleiterin Diana Owsienko, die die Studie im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der deutschen Universität Erlangen-Nürnberg durchführte. Sie ist jetzt Forscherin am RISE Research Institute of Sweden.

Die Charakterisierung von Düften sei dabei schwierig, schreibt die ebenfalls an der Studie beteiligte Aroma- und Geruchsforscherin Helene Loos von der Universität Erlangen-Nürnberg. "Es gibt keinen globalen Konsens darüber, wie man Gerüche beschreiben soll." Geruchsexperten der Uni hatten aber schon früher ein Standardvokabular entwickelt, um die Gerüche unterschiedlicher Verbindungen zu benennen. Der ursprüngliche Schwerpunkt lag dabei auf Lebensmittelaromen. "Wir haben diese Geschmackssprache genommen und auf Stoffe ausgeweitet, die in Körpergerüchen vorkommen", berichtet Loos.

Beim sorgfältigen Riechen an den Steroiden der Jugendlichen zeigte sich, dass eine der Verbindungen nach Sandelholz und Moschus riecht. Die andere hatte auch moschusartige Eigenschaften, mit der Zugabe von schweiß- und urinähnlichen Aromen. Die Teenager hatten außerdem höhere Werte an Carbonsäuren, die ergeben sich durch die in der Pubertät gesteigerte Talgproduktion. Diese bedingen die muffigen, käsigen und ziegenartigen Duftnoten. Aber auch weniger aufdringliche Aromen haben sich gefunden, die man als erdig, fruchtig oder wachsartig beschreiben kann.

All das dürfte dazu führen, dass der Geruch von pubertierenden Teenagern durchaus fordernd sein kann für den einen oder anderen Geruchssinn. Studienleiterin Owisenko bleibt diplomatisch: "Es ist schwierig festzumachen, warum ein Geruch immer für alle angenehm ist und ein anderer immer für alle Menschen unangenehm ist. Das ist einfach eine Forschungsannahme unsererseits." (Pia Kruckenhauser, 24.3.2024)