Ein Hund auf einem Polster, mit Kabeln, die von seinem Kopf wegführen.
Einer der in der Studie untersuchten Hunde. Sie sollten zeigen, ob sie die Namen von Gegenständen verstehen.
Grzegorz Eliasiewicz

Hunde verstehen menschliche Sprache: Sie hören auf ihren Namen und können Befehle befolgen. Doch wie tief dieses Verständnis geht, lässt sich schwerer beurteilen. Lösen Worte in Hunden nur bestimmte neuronale Programme aus? Oder haben Hunde ein Verständnis für Objekte, die hinter den Worten stehen?

Um das herauszufinden, führte eine Forschungsgruppe von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest ein Experiment durch, das als Test für das Verständnis von Wörtern gilt und bei Menschen zu einer spezifischen Reaktion führt. Darüber berichtet das Team um Marianna Boros nun in einer neuen Studie im Fachjournal "Current Biology".

Hirnströme von Hunden

Dazu statteten sie 18 Hunde nicht invasiv mit Elektroden aus, um ihre Gehirnaktivität zu messen. Sie zeichneten ein Elektroenzephalogramm auf, kurz EEG. Diese Standardmethode erlaubt es, aus Spannungsschwankungen der Kopfhaut Rückschlüsse auf die Gehirnaktivität zu ziehen.

Die Hundehalterinnen und -halter wurden aufgefordert, die Namen von Objekten zu nennen, die den Hunden bekannt waren, und ihnen diese Objekte schließlich zu zeigen. In manchen Fällen sollten es aber Objekte sein, die nicht zu dem zuvor genannten Namen passten.

Das Ergebnis war für die Forschenden überraschend: Die Aufzeichnungen unterschieden sich, je nachdem, ob das richtige oder das falsche Objekt gezeigt wurde. Ähnliches wird auch beim Menschen beobachtet und gilt als Indikator für das Verständnis von Wörtern. Bei Objekten, die den Hunden gut bekannt waren, war der Effekt stärker.

Die Kabel vom Kopf des Hundes führen zu einem Gerät mit Display.
Die Hunde in der Studie kannten unterschiedlich viele Bezeichnungen von Gegenständen. Auf das Ergebnis wirkte sich das aber nicht aus.
Grzegorz Eliasiewicz

Allgemeine Eigenschaft von Hunden

Und dieses Muster zeigte sich nicht nur bei den intelligenteren Hunden. "Da typische Hunde eher Anweisungen als Objektnamen lernen und es nur eine Handvoll Hunde mit einem großen Wortschatz an Objektwörtern gibt, erwarteten wir, dass die Fähigkeit von Hunden zum referenziellen Verständnis von Objektwörtern mit der Anzahl der bekannten Objektwörter zusammenhängt", sagt Boros' Kollegin Lilla Magyari.

Das sei aber nicht der Fall gewesen. Wie viele Wörter ein Hund verstehe, sei irrelevant für das Ergebnis gewesen. Das lege nahe, "dass diese Fähigkeit in allen Hunden vorhanden ist und nicht nur bei einigen außergewöhnlichen Individuen, die viele Objektnamen kennen", betont auch Boros.

Das könnte auch unseren Blick auf den Menschen verändern, hoffen die Forscherinnen. Manche sprachlichen Fähigkeiten scheinen nicht ihm allein vorbehalten zu sein. "Hunde lernen nicht nur ein bestimmtes Verhalten zu bestimmten Wörtern, sondern sie könnten tatsächlich die Bedeutung einzelner Wörter verstehen, so wie es Menschen tun", betont Magyari. Das helfe zudem Menschen mit Hunden, ihre vierbeinigen Gefährten besser zu verstehen.

Nun gehe es darum herauszufinden, ob diese Fähigkeiten typisch für Hunde sind oder ob sie in Säugetieren generell vorhanden sind. (Reinhard Kleindl, 23.3.2024)