Kinder arbeiten in der Schule mit Bildgeschichten
17.800 Wiener Schulkinder beherrschen Deutsch nicht gut genug, um dem regulären Unterricht zu folgen. "Das ist viel, das ist zu viel", sagt Neos-Politiker Wiederkehr.
HANS KLAUS TECHT / APA / picture

Wiens Schulen platzen aus allen Nähten. Wegen des starken Familiennachzugs von Asylberechtigten in die Hauptstadt mussten Containerklassen – bis dato sieben an der Zahl – errichtet werden, weil in den Gebäuden schlicht kein Platz für die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler ist. Damit nicht auch die Angebote zum Deutschlernen an Kapazitätsgrenzen kommen, stockt sie die Stadt nun auf. Bestehende Kurse und Förderprogramme werden ausgebaut und neue Projekte gestartet. Das präsentierte der für Bildung und Integration zuständige Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) am Mittwoch als "Deutschoffensive".

Rund 17.800 Wiener Schulkinder beherrschen Deutsch nicht gut genug, um dem regulären Unterricht folgen zu können – eine Summe, die laut Wiederkehr zuletzt angestiegen ist. "Das ist viel, das ist zu viel", sagte er. Der Großteil dieser außerordentlichen Schüler, konkret um die 70 Prozent, sind in der Volksschule zu finden.

Kinder von nach Österreich Geflohenen, die jetzt nach Wien kommen, hätten oft nicht nur kaum Deutschkenntnisse, sondern verfügten häufig generell über wenig Schulbildung, sagte Wiederkehr. Der Alphabetisierungsgrad sei häufig gering. Deutsch sprechen zu können sei jedoch nicht "optional", sondern Pflicht.

Lernen in den Ferien

Um zugezogene Schülerinnen und Schüler beim Deutschlernen zu unterstützen, hat das Bildungsressort einen Fünf-Punkte-Plan ausgearbeitet. Welche Maßnahmen daraus bereits jetzt greifen, lasse sich nicht beantworten, sagte Wiederkehr auf Nachfrage. Teils geschehe das schon, teils erst nach dem Sommer.

Opposition unzufrieden

Die Opposition bewertete die Maßnahmen als unzureichend. Es sei mehr als übertrieben, die minimale Aufstockung von bereits bestehenden Projekten sowie ein Pilotprojekt in drei Kindergärten als "Deutschoffensive" zu bezeichnen, befanden der Bildungssprecher der Wiener Volkspartei, Harald Zierfuß, und Integrationssprecherin Caroline Hungerländer.

Die wichtigste Reform wäre eine Neuaufstellung der Sprachförderung im Kindergarten, forderten die grünen Bildungssprecher Felix Stadler und Julia Malle. Jeder Kindergarten in Wien müsse Anspruch auf eine eigene Sprachförderkraft haben, die vor Ort Teil des Teams ist, befanden sie. In den Schulen sei unter anderem eine bessere sprachliche Durchmischung nötig.

Die FPÖ sah "großzügige Sozialleistungen" als Problem. Die Auszahlung etwa der Mindestsicherung müsse endlich an die österreichische Staatsbürgerschaft gekoppelt werden, um nicht noch mehr "illegale Asylbewerber" und deren Familien nach Wien zu locken, verlangte Klubobmann Maximilian Krauss. (rach, APA, 17.4.2024)