Ö3-Moderator Philipp Hansa (links) wirbt für Raiffeisen, was dem von ORF-Chef Roland Weißmann ausgearbeiteten ORF-Ethikkodex widerspricht.
Ö3-Moderator Philipp Hansa (links) wirbt für Raiffeisen, was dem von ORF-Chef Roland Weißmann ausgearbeiteten ORF-Ethikkodex widerspricht.
ORF/Leitner

Wien – Der ORF hat Ö3-Moderator Philipp Hansa und seine Kollegin Gabi Hiller zum Rapport bestellt. Der Grund ist eine Nebenbeschäftigung der beiden ORF-Mitarbeitenden, die den Regeln des kürzlich verabschiedeten ORF-Ethikkodex widerspricht. Konkret werben Hansa und Hiller in einem Instagram-Posting im Dienste der Raiffeisen-Bank für das Projekt "Wir für Goffi. Wir macht's möglich", darüber berichtete am Dienstag zuerst krone.at.

Werbevertrag vor neuem Ethikkodex

"Nach Prüfung und nunmehriger Kenntnis des Sachverhalts hat mit den beiden Mitarbeitenden ein klärendes Gespräch stattgefunden, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass derartige Tätigkeiten nach dem neuen Ethikkodex nicht mehr möglich sein werden", teilte der ORF in einem Statement mit. Grundsätzlich seien dem ORF "Inhalte von Vereinbarungen, die seine Mitarbeitenden mit Dritten geschlossen haben, nicht bekannt". Laut der Kronen Zeitung arbeitet Hansa als freier Mitarbeiter beim ORF, Hiller ist angestellt.

Der Werbevertrag von Hansa und Hiller mit Raiffeisen wurde anscheinend vor Inkrafttreten des neuen Ethikkodex abgeschlossen. Und die beiden wurden auch vor Inkrafttreten des Ethikkodex zum klärenden Gespräch geladen: Der Ethikkodex wird, so steht es im Kodex, erst mit 1. Juni 2024 in Kraft gesetzt.

Der Ethikkodex wurde Anfang April – praktisch parallel zum Gehaltstransparenzbericht – von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann in Form einer Dienstanweisung kommuniziert. Er regelt – wie berichtet – etwa Nebenbeschäftigungen, den Auftritt auf Social Media und den Umgang mit politischen Vertretern. Unvereinbarkeiten und Interessenkonflikte sollen vermieden werden.

Trennung von Mitarbeiter

Nebenbeschäftigungen der ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter müssen grundsätzlich vorab genehmigt werden. So habe der ORF kürzlich die Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter aufgrund von nichtgenehmigten Nebenbeschäftigungen einvernehmlich beendet, teilte der öffentlich-rechtliche Rundfunk am Dienstag mit, allerdings ohne einen Namen nennen zu wollen.

Ob von Vera Russwurm oder von Harry Prünster, die Nebenbeschäftigungen von ORF-Moderatoren sorgen seit Jahren für Diskussionen. Vor allem wenn sie für Parteien oder im Dunstkreis politischer Institutionen ausgeübt werden. Wie im ORF-Gehaltstransparenzbericht dokumentiert ist, verdiente etwa Ö3-Moderator Robert Kratky im Jahr 2023 zu seiner Jahresgage von 444.000 Euro brutto im Schnitt noch 8500 Euro monatlich mit seinen Nebenbeschäftigungen.

Debatte wegen Zitats über Kickl

Erst am Wochenende hat ein Posting auf X, vormals Twitter, von ORF-Moderator Patrick Budgen für Aufregung gesorgt. Budgen hatte auf ein Interview mit Herbert Kickl-Biograf Gernot Bauer mit einem Zitat Bauers bezüglich des Gesundheitszustand des FPÖ-Chefs hingewiesen – der STANDARD berichtete. Das reichte bereits, um ins Kreuzfeuer der Kritik zu geraten.

Während der von der FPÖ entsandte ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler gleich einen Verstoß gegen den neuen ORF-Ethikkodex witterte, stellte der ORF klar, dass Budgens Tweet "allen geltenden journalistischen Richtlinien" entsprochen habe. Der ORF betont aber: ORF-Wien-Landesdirektor Edgar Weinzettl habe "dem Redakteur in einem ausführlichen Gespräch nochmals auf den sensiblen Umgang mit der Bewerbung von Sendungsinhalten in den sozialen Netzwerken, insbesondere wenn es sich um Spekulationen hinsichtlich des Gesundheitszustands von Personen des öffentlichen Lebens handelt, hingewiesen". (omark, 23.4.2024)