Im Strandband Gänsehäufel wurden die ikonischen Turmkabinen saniert. Heuer gibt es dort für Badende ein neues Kulturangebot.
Heribert Corn

Auf den Maiaufmarsch folgt die große Freibad-Eröffnung. Das ist in Wien seit Jahren quasi Gesetz. Das private Schönbrunner Bad preschte bereits am 27. April vor. Am 1. Mai sperren das ebenfalls private Neuwaldegger Bad und das zur Stadt gehörende Stadionbad auf. Und am 2. Mai sind die restlichen rund 20 öffentlichen Bäder mit Schwimmbecken und Liegemöglichkeiten im Freien an der Reihe.

Die Stadtpolitik stimmt sich darauf traditionell mit einer Pressekonferenz ein, bei der Neuerungen für die bevorstehende Saison verkündet werden. Diese betreffen zwei Bereiche: die Bespielung der Bäder und deren Infrastruktur. "Auch in diesem Jahr können sich die Gäste auf ein abwechslungsreiches Angebot an Kinderprogrammen sowie Schwimm- und Sportkursen freuen", versprach der für Bäder zuständige Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos).

Die baulichen Veränderungen folgen einem über mehrere Jahre definierten Plan: der Bäderstrategie 2030. Über einen Zeitraum von neun Jahren investiert die Stadt insgesamt 115 Millionen Euro in die Infrastruktur. Dabei waren bereits publikumswirksame Projekte wie die Erneuerung der mit 102 Metern längsten Wasserrutsche Wiens im Währinger Schafbergbad oder des Wellenbeckens im legendären Strandbad Gänsehäufel.

Und was steht heuer an? Ein Überblick.

Zusätzliche Sportbecken

In zwei Bädern werden derzeit Becken gebaut. Das neue, 25 mal zwölf Meter große Sportbecken im Floridsdorfer Großfeldsiedlungsbad geht Ende Mai in Betrieb. Allerdings noch nicht für die Öffentlichkeit, sondern lediglich für Schulen, Vereine und Anbieter von Schwimmkursen oder Feriencamps. Die Allgemeinheit kann das neue Becken, das in einer Halle untergebracht ist, ab Anfang September nutzen. Zwei Verbindungsbrücken binden die neue Halle künftig an das Bestandsgebäude an. In diesem werden der Eingangsbereich, die Umkleiden und die zugehörigen Sanitärbereiche adaptiert, es entstehen zusätzliche Liegeflächen.

Im Simmeringer Bad stehen die Arbeiten noch am Anfang. Hier entsteht laut Stadt seit Jahresbeginn ebenfalls ein neues Sportbecken mit 25 mal zwölf Metern in einer Halle, dazu kommen Sanierungen im Bestandsgebäude. Fertig sein soll das alles bis Herbst 2025.

Im Familienbad Reinlgasse in Penzing, in dem Kinder (wie in allen elf Familienbädern) gratis planschen dürfen, gibt es heuer eine neue Rutsche. Die Gäste des Gänsehäufels können ihre Habseligkeiten in der neuen Saison in frisch sanierten Turmkabinen – einer Art Wahrzeichen des Bades an der Alten Donau – unterbringen.

Neues Kursangebot

Schwimmkurse werden in den städtischen Bädern schon seit längerem angeboten, neu sind sogenannte Wassergewöhnungskurse. Dabei lernen Erwachsene, wie sie Klein- und Kindergartenkinder spielerisch mit dem Wasser vertraut machen können.

Wie hält man sich an der Wasseroberfläche? Das können Wiener Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Kursen lernen, die Anmeldung startet im Juni.
APA/BARBARA GINDL

Das Programm nennt sich "Wasserspaß" und kann auf zwei Arten besucht werden: entweder in einwöchigen Kursen im Juli und August um 50 Euro (Online-Anmeldung ab Juni) im Hietzinger Bad, Jörgerbad, Döblinger Bad und im Bad in der Großfeldsiedlung; oder in mehreren Einheiten in der zweiten Augustwoche in den fünf Familienbädern im Augarten, in Strebersdorf, in Währing, in der Reinglasse und im Schweizergarten, wobei eine Anmeldung nur vor Ort möglich ist. Die Aktion "Wasserspaß" in den Hallenbädern findet immer nach den anderen Schwimmkursen um 16 Uhr statt. In den Familienbädern kann man sich vom 12. bis 16. August ans Wasser gewöhnen, in dieser Woche finden wegen des Feiertags keine Schwimmkurse statt.

Auch für jene Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich im Wasser bereits wohlfühlen, finden im Juli und August Kurse statt. Binnen zehn Tagen können sie mit maximal sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Kurs die wichtigsten Schwimmkompetenzen lernen. Der Unterricht findet im Amalienbad, im Hietzinger Bad, im Jörgerbad, im Döblinger Bad und im Großfeldsiedlungsbad statt. Kostenpunkt: 100 Euro, Online-Anmeldung ab Juni.

Im Bikini zur Lesung

In mehreren Bädern wird heuer nicht nur gebadet, sondern auch Musik gespielt. Im Gänsehäufel gibt am 27. Juni die Wiener Band 5/8erl in Ehr'n ein Konzert. Weitere Konzerte finden im Ottakringer Kongreßbad (11. Juli) und im Strandbad Alte Donau (25. Juli) statt.

Unter anderem im Strandbad Alte Donau werden im Juni und Juli Konzerte gespielt.
Heribert Corn

Dazu kommen Lesungen und Theater: Am 1. Juni gastieren die Wiener Festwochen mit der Theateraufführung Die Rechnung von Tim Etchells im Gänsehäufel. Dort lesen am 11. Juli zudem verschiedene Autorinnen und Autoren, am 21. Juli gastiert Birgit Denk mir ihrer Gesprächs- und Gesangsreihe "Denk mit Kultur".

Wie Energie gespart wird

Nicht nur wegen neuer Attraktionen für die Gäste, sondern auch aus Umweltgründen wird in städtischen Bädern gebaut. Zuletzt hat das Kongreßbad drei Luft-Wasser-Wärmepumpen bekommen, mit denen nun das Wasser in den Becken gewärmt wird. Den Großteil des dafür erforderlichen Stroms liefert eine neue, mehr als 600 Quadratmeter große Photovoltaikanlage. Um Wärmeverlust zu reduzieren, wird das Sportbecken außerhalb der Öffnungszeiten künftig abgedeckt. Die Wasseraufbereitung wurde ausgetauscht.

Ebenfalls mit moderner Badewassertechnik ausgestattet werden laut Stadt die neuen Hallen mit den zusätzlichen Sportbecken im Großfeldsiedlungsbad und im Simmeringer Bad. Auf die Dächer kommen Photovoltaikanlagen, die – wie auch die Fassaden – begrünt werden. Die Wiener Bäder leisteten damit einen "wichtigen Beitrag für ein klimafreundliches Wien“, sagte Vizebürgermeister Wiederkehr.

Um acht Prozent teurer

Der reguläre Tageseintritt in die städtischen Bäder kostet dieses Jahr 7,60 Euro für Erwachsene, 4,30 Euro für Jugendliche und 2,60 Euro für Kinder. Das entspreche einer Preissteigerung von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, heißt es aus Wiederkehrs Büro. Nötig geworden sei die Erhöhung aufgrund der Entwicklung der Verbraucherpreise. "Die Wiener Bäder sind als energieintensiver Betrieb nach wie vor vom hohen Energiepreisniveau betroffen und geben nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Preissteigerungen an die Badegäste weiter." (Oona Kroisleitner, Stefanie Rachbauer, 29.4.2024)