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Das Netzwerk Telekom zählte im Korruptions-Untersuchungsausschuss zu den größten Verhandlungsgegenständen. 38 Millionen Euro soll die Telekom Austria an die Firmen ihres Lobbyisten Peter Hochegger überwiesen haben. Für neun Millionen davon wurde in einem Prüfbericht von Deloitte keine Gegenleistung gefunden. In einem Bericht der deutschen Wirtschaftsprüfer von BDO wird sogar vermutet, dass noch mehr Geld geflossen ist. Hochegger baute ein System auf, mit dem die Telekom Parteien und Entscheidungsträger gefügig machen und beeinflussen wollte. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Wie die Netzwerkgrafik zeigt, hat Hochegger mit dem Geld der Telekom viele verschiedene Personen bezahlt. Der U-Ausschuss hat diese Zahlungen in den vergangenen Monaten durchleuchtet. Oft erklärten die Empfänger dabei, dass es für das Geld von Hochegger immer Gegenleistungen gegeben habe, die Belege dafür aber verschwunden seien. Vielen Auskunftspersonen war nicht mehr "erinnerlich", was genau sie für Hochegger geleistet haben. Wenn es eng wurde, entschlugen sie sich der Aussage.
Kursmanipulationen
Die Affäre
Telekom hat aber noch andere Facetten. Wie der ehemalige Telekom-Vorstand
Gernot Schieszler behauptet, hat die Telekom im Jahr 2004 ihren Aktienkurs
manipuliert. Schieszler hat für sich die Kronzeugenregelung in den Korruptionsaffären der Telekom beantragt. Laut Schieszler wurde die
Manipulation über Hochegger und den Broker Johann Wanovits abgewickelt. Die
rund hundert Manager der Telekom haben von dem Aktiensprung stark profitiert, ihnen wurden insgesamt neun Millionen Euro
ausgezahlt. Das damals
geltende Bonusprogramm sah vor, dass die Manager eine Prämie erhalten, wenn an einem Stichtag die Aktie einen bestimmten Schwellenwert
erreicht. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen beteiligte Manager erhoben.
Verdacht auf Schmiergeld und illegale Parteienfinanzierung
Ebenfalls durch die Aussagen Schieszlers nährt sich der Verdacht, dass die Telekom für die Reform der Universaldienstverordnung Schmiergelder an das BZÖ und die Verkehrsminister Hubert Gorbach und Mathias Reichhold bezahlt hat. Beide bestreiten das. Wie Befragungen der Auskunftspersonen im U-Ausschuss nahelegen, hat die Telekom den Nationalratswahlkampf des BZÖ im Jahr 2006 über die parteieigene Werbeagentur Orange gesponsert.
Neben dem BZÖ stehen auch FPÖ und ÖVP in Verdacht, von der Telekom Geld bekommen zu haben. Bei der FPÖ geht es um den EU-Wahlkampf im Jahr 2004. Die PR-Agentur von Gernot Rumpold hat laut einer Mitarbeiterin der Firma Rechnungen direkt an die Telekom gestellt. Offiziell ging es dabei um Beratungstätigkeiten. Rumpold arbeitete jedoch auch für den Wahlkampf der FPÖ. Rumpold bestreitet einen Zusammenhang der Telekom-Zahlungen mit der Wahlkampffinanzierung der FPÖ.
Die ÖVP
wurde durch Veröffentlichungen im Nachrichtemagazin "News" belastet. Hier steht
der ehemalige ÖVP-Organisationsreferent und spätere Public-Affairs-Manager der
Telekom, Michael Fischer, im Mittelpunkt. In einem E-Mail von Fischer an einen
Telekom-Vorstand ist von 100.000 Euro für die ÖVP die Rede. Fischer hat zudem
Sponsoringansuchen der ÖVP an die Telekom weitergeleitet. Die ÖVP hat angegeben,
dass in ihren Büchern keine Zahlungen der Telekom aufscheinen.
Ostgeschäfte
Auch die Ostgeschäfte der Telekom sorgen für Ungereimtheiten. Der U-Ausschuss soll in einer seiner letzten Sitzungen mögliche Schmiergeldzahlungen an Hochegger und Walter Meischberger überprüfen - sowie die Rolle eines Konsortiums rund um Martin Schlaff. Schlaff ist die einzige geladene Auskunftsperson in dieser Causa.
Die aktuelle Führung der Telekom Austria will sich auf juristischem Weg 20 Millionen Euro aus den Korruptionsaffären zurückholen. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. (Lisa Aigner/Teresa Eder/Florian Gossy/Sebastian Pumberger, derStandard.at, 3.10.2012)