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Die ÖH fordert: 650 Euro im Monat für Medizin-Studierende, die ihre Praxis im Krankenhaus absolvieren, sollen gesetzlich vorgeschrieben werden. Das Wissenschaftsministerium sagt nein: "Das klinisch-praktische entspricht einer Lehrveranstaltung"

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Dem Ansinnen der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), Medizinstudierende während ihres Klinisch-Praktischen Jahrs (KPJ) mit mindestens 650 Euro monatlich zu entlohnen, erteilte das Wissenschaftsministerium auf Anfrage von derStandard.at eine Absage: Das KPJ sei eine Lehrveranstaltung und müsse als Teil der Ausbildung nicht entschädigt werden, heißt es aus dem Büro von Minister Reinhold Mitterlehner am Dienstag. Wenn Krankenhäuser die Studierenden selbst bezahlen wollen, stehe ihnen das frei.

Das Gesundheitsministerium weist indes die Verantwortung von sich: "Die sind noch keine Ärzte, sondern Studierende", heißt es dort. Die Bezahlung der Studierenden für Praktika sei eine Verhandlungssache zwischen Unis und Krankenhäuser und falle damit in die Zuständigkeit des Wissenschaftsministeriums.

650 Euro pro Monat für Medizinstudierende, die ihr praktisches Jahr absolvieren, forderte die ÖH am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Dieses Entgelt entspricht in etwa dem eines Unterrichtspraktikums und soll nach Wunsch der Studierendenvertreter in einem Bundesgesetz verpflichtend geregelt werden.

48 Wochen unbezahlt

Das Datum der Pressekonferenz hat die ÖH wohlbedacht gewählt: Genau einen Tag lang haben zu diesem Zeitpunkt nach Schätzung der ÖH rund 600 Studierende in Wien bereits unbezahlt in österreichischen Krankenhäusern gearbeitet. Denn gestern starteten, wie derStandard.at berichtete, die ersten Wiener Medizinstudierenden in ihr Klinisch-Praktisches Jahr. Sie sollen sich dort in Summe 48 Wochen lang auf ihre spätere ärztliche Tätigkeit vorbereiten.

Obwohl das Klinisch-Praktische Jahr (KPJ) grundsätzlich eine "große Chance für alle", also sowohl für Studierende als auch für Patienten und Krankenhäuser, sei, stößt sich die ÖH an den Rahmenbedingungen: Das KPJ werde nur in einigen Krankenhäusern in Vorarlberg und Oberösterreich entgolten, für die Erwerbstätigkeit bleibe bei einer 35-Stunden-Woche keine Zeit.

Viele Studierende würden daher "scharenweise das Land verlassen", sagt Florian Kraushofer aus dem Vorsitzteam der ÖH-Bundesvertretung. Mindestens ein Viertel der Wiener Studenten würde laut ÖH-Umfrage große Teile ihres praktischen Jahrs im Ausland verbringen. In Deutschland, Frankreich, der Schweiz und vor allem in Skandinavien würde das Praktikum im Krankenhaus bereits entgolten werden.

Plätze für 2015 noch nicht sicher

Das KPJ gibt es an den Unis in Innsbruck und Graz bereits seit einigen Jahren, wobei hier bisher maximal 30 Praxisstunden pro Woche vorgesehen sind. Nun haben die drei Medizin-Unis ein gemeinsames "Neues KPJ" ausgearbeitet, das in Wien am Montag startete. An den Medizin-Unis in Graz und Innsbruck können sich die Studierenden derzeit noch zwischen dem neuen und dem alten Modell entscheiden.

Ein Dorn im Auge ist der Österreichischen HochschülerInnenschaft neben der finanziellen Notsituation vieler Studenten auch, dass die KPJ-Plätze für das kommende Jahr noch nicht mit dem Krankenhausverband (KAV) ausverhandelt sind: "Das heißt, es kann passieren, dass Studierende nächstes Jahr keinen Platz bekommen", sagt die ÖH-Vorsitzende der Med-Uni Wien Sarah Schober im Gespräch mit derStandard.at. (Lisa Breit, derStandard.at, 5.8.2014)