Wien – All die Härten, die ab Montag dieser Woche auf ORF-Chef Alexander Wrabetz zukommen, hat derStandard.at ja gerade zusammengefasst: Der Sonder-Finanzausschuss zur Baustelle Küniglberg und drohende Verzögerungen. Eine langsam heiß laufende Debatte um die Gebühren, die locker bis weit ins Jahr 2017 zu brodeln verspricht. Und einen Vertrag für seinen Job als ORF-Alleingeschäftsführer ab 2017 hat Wrabetz auch noch nicht, aber zumindest der Punkt muss ihn noch nicht beunruhigen.

Ö1 zieht sich zurück

Auch dass sich tragende Kräfte von Ö1 Montag und Dienstag dieser Woche zur Klausur in die Wachau verfügen, muss den Sender nicht weiter aus der Ruhe bringen. Die Reformpläne von Senderleiter Peter Klein für Mai 2017 zeichnen sich ja schon eine Weile ab und dürften schön langsam ohnehin ziemlich komplett sein. Der Stiftungsrat soll sie am 16. November mit dem Programmschema für 2017 absegnen. Funkhaus-Verteidiger Gerhard Ruiss hat seiner Sorge um den Sender ob Programmreform und Sparvorgaben ja schon vorige Woche Aussendung verliehen.

Die Sanierung und der Publikumsrat

Im traditionsreichen Funkhaus tagt der Publikumsrat des ORF am Mittwoch, und das nicht nur zur Abwechslung vom optisch doch ziemlich fordernden Bodenbelag des ORF-Atriums. Es könnte gar sein, dass das wilde Achtzigermuster bald Geschichte ist: Die Räte weichen offenbar aus, weil in der Gegend küniglbergsaniert wird. Schwerpunktthema im Publikumsrat ist übrigens Wissenschaftsberichterstattung im ORF.

So zirka sieht der Boden des ORF-Atriums aus – der den ORF-Publikumsräten zumindest diese Woche erspart bleibt.
Foto: fid

Womöglich wollen die Mitglieder des ORF-Gremiums zweiter Ordnung noch ein bisschen Funkhausluft schnuppern, bevor der ORF das viel gerühmte Gebäude zumindest teilweise räumt. Wenn es nach den Sorgenfalten von Menschen mit Einblick in die Küniglberg-Sanierung geht, könnten ohnehin weit mehr ORFler längerfristig im Funkhaus bleiben, als es die Pläne für einen zentralen ORF-Standort in Wien-Hietzing vorsahen.

Wirkungswerben – mit Alkohol

Der Architekt dieser Pläne, Richard Grasl, hat diese Woche seinen ersten großen Auftritt in der Kommunikationsbranche in seinem ersten Lebensabschnitt nach dem ORF: Die International Advertising Association, genauer: ihr größtes Chapter, also das österreichische, verleiht ein paar der wichtigsten Auszeichnungen des österreichischen Werbejahres. Die Effies. Ihr Name steht, wer es nicht weiß, erahnt es: für effiziente Kommunikation.

Nicht nur eine Effie winkt diese Woche für Werbung mit Wirkung. Dazu wird Alkohol gereicht, verspricht die Österreich-Sektion der International Advertising Association.
Foto: IAA

Die Effizienz veranschaulichen Agenturen und Auftraggeber etwa mit Verkaufsstatistiken und Umfragen. Ich bin (immer wieder und nicht nur hier) gespannt, wieviele mir neue Marken und Produkte ich in den Gewinnerlisten kennenlerne. Und wenn das Wirkungswerben nicht hinreicht: Die IAA wirbt für die Effie-Gala mit "Das Beste daran: Es gibt Alkohol!"

Die neue Qualitätspräsidentin

Digitale Expertise tut nicht nur dem Journalismus und seiner Qualität gut. Sie könnte auch bei der Vereinsseite helfen – sofern derStandard.at 2014 qualitativ korrekt auf diese verlinkt hat. Der Link damals: http://www.iq-journalismus.at/

Die neue IQ-Präsidentin, hier beim Chat auf derStandard.at anno 2014: Ingrid Brodnig.
Matthias Cremer

Nicht auszuschließen ist, dass die Initiative Qualität im Journalismus, kurz IQ, diese Woche auch etwas breiter kundtut, wen sie vor rund zwei Wochen zur neuen Präsidentin gewählt hat. Neue Vereinsvorsitzende ist jedenfalls Ingrid Brodnig ("profil").

Empfangsbereitschaft: Wieviele können eigentlich DAB+?

A propos digital, a propos Funk, a propos ORF: Diese Woche tagt die Vollversammlung der internationalen Digitalradiovereinigung WorldDABForum in Wien, was die österreichische Interessenvertretung "Digitalradio Österreich" doch recht stolz macht.

Wir basteln uns einen DAB+-Empfänger: Bausatz aus der Schweiz, die terrestrische Radio-Digitalisierung etwas forscher angeht als Österreich.
atelier_radio_numerique

Für 2017 hat die Medienbehörde KommAustria (noch in alter Besetzung) angekündigt, eine technische Plattform für digitales Radio für ganz Österreich auszuschreiben. ORF und große Privatsender, vor allem Kronehit, zeigen sich bisher wenig begeistert über die Möglichkeit, der Radiomarkt könnte damit ein bisschen in Bewegung kommen. Und die Freude der Konsumenten, für's Radiohören neue Geräte anzuschaffen wie gerade erst für's Antennenfernsehen, könnte sich auch in Grenzen halten.

Wieviele Digitalradioempfänger für DAB+ gibt es eigentlich mittlerweile in Österreich, in Wien läuft immerhin schon seit Ende Mai 2015 der Testbetrieb? 400.000 bis 500.000 Geräte, heißt es bei "Digitalradio Österreich".

Hypes und Hoaxes bei den Journalistinnen

Ob es Digitalradio wohl noch zum "Hype" schafft? Das ist leider kein Thema für den Journalistinnenkongress, der schon zwei Tage vor dem Welttreffen der Digitalfunker am Mittwoch* in Wien Journalistinnen und Medienmanagerinnen in großer Zahl im Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz versammelt. Aber das Kongressmotto ist wunderbar vielseitig einsetzbar: "Hypes und Hoaxes", es geht um Inszenierung und Glaubwürdigkeit. Neo-Präsidentin Ingrid Brodnig ist übrigens für eine Medienlöwin in Silber nominiert.

Privatsender, die auf Staatsfunk einzahlen

Endlich Silber – endlich eine Überleitung zu meinem Lieblingsthema dieser Wochenschau: Darf man Privatsender besteuern, um damit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu finanzieren? Eine globale Antwort ist auch diese Woche nicht zu erwarten, aber immerhin entscheidet der Gerichtshof der Europäischen Union am Donnerstag, ob diese Umverteilung EU-rechtlich okay ist.

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Zweiter Anlauf vor dem EU-Gerichtshof: Ein Privatsender und zwei Telekoms wollen nicht die staatliche TV-Anstalt TVE finanzieren.
Foto: AP / Geert Vanden Wijngaert

Worum geht es? Spanien hat dem staatlichen Rundfunk schon 2009 (bis dahin reicht üppige) Werbung verboten und andere kommerzielle Tätigkeiten weitestgehend untersagt. Um die TVE zu finanzieren, besteuert Spanien nun auch private Telekom- und TV-Unternehmen. Die Kommission stört das nicht, solange sichergestellt ist, dass die TVE nicht mehr Geld vom Staat bekommt, als sie für ihren öffentlichen Auftrag braucht.

Und Distribuidora de Televisión Digital wird wohl auch diese Woche beim EU-Gerichtshof abblitzen: Der hat schon einmal die Kommissionsentscheidung zur spanischen Umverteilung abgenickt und die DTS-Beschwerde abgewiesen. Nun geht es um die Berufung von DTS, Telefónica de España und Telefónica Móviles España, die sich DTS im Verfahren angeschlossen haben. (fid, 7.11.2016)