Berlin ist in, nicht nur bei jenen jungen Europäern, die es in die deutsche Hauptstadt zieht, sondern auch bei Investoren, die hier in Wohnungen investieren und diese dann professionell vermieten lassen.

Foto: http://www.istockphoto.com/golero

Die Zeitrechnung für Berlin beginnt für manche erst mit dem Fall der Mauer. Demnach ist die deutsche Hauptstadt aktuell gerade noch 27 Jahre alt – und damit jung, dynamisch und im besten Alter, wie Dorothea Metasch, Head of Marketing beim Berliner Immobilienmakler Ziegert, jüngst bei einem Pressegespräch über den dortigen Immobilienmarkt sagte. So wurde Berlin nicht immer gesehen: "Nach dem Mauerfall wusste niemand, was mit Berlin passieren wird", so Metasch. Erst mit der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006 sei die Aufmerksamkeit eines größeren internationalen Publikums auf Berlin gelenkt worden.

Seither ist ein regelrechter Boom ausgebrochen: Allein im Vorjahr zogen 60.000 Menschen an die Spree. Besonders beliebt ist Berlin bei jungen Menschen aus dem europäischen Ausland, wie man beim deutschen Immobilienmakler weiß: Die Neuankömmlinge hätten angesichts der "Unfertigkeit" der Stadt das Gefühl, hier etwas bewegen zu können.

Der Zuzug und die damit einhergehenden steigenden Preise sind aber ein wachsendes Problem für Wohnungssuchende: Gerade jetzt, zu Beginn des Studienjahres, ist die Situation am Mietwohnungsmarkt angespannt, heißt es in Medienberichten. Wohnungsbesichtigungen gemeinsam mit bis zu 700 Interessenten sind daher keine Seltenheit.

Verlangsamung des Preisanstieges

Die Preisentwicklung freut die Immobilienbranche. Im Schnitt haben die Preise von Eigentum in den letzten Jahren um zehn Prozent pro Jahr zugelegt. Aktuell liegt der Durchschnittspreis bei etwas über 3000 Euro pro Quadratmeter, im Luxussegment sind es schon 7700 Euro, wie aus einem aktuellen Marktbericht von Ziegert hervorgeht. Am teuersten sind die Stadtteile Mitte, Kreuzberg und Tiergarten. Für heuer rechnet man bei Ziegert mit einer Verlangsamung des Preisanstieges auf etwa fünf Prozent.

Derzeit verkaufe man "gewaltig vom Plan", also vor Fertigstellung, weil die Kunden eine "Verknappung" des Angebots sehen, berichtete Ziegert-Expertin Corinna von Anhalt. Ihr Unternehmen vermarktet aktuell beispielsweise das Projekt "Upside Berlin", das mit 86 Meter Höhe zum höchsten Wohnturm der Stadt werden soll. Bei den 179 Wohnungen handelt es sich um Anlegerwohnungen, die an die Mitarbeiter der umliegenden Unternehmen – Zalando baut hier eine neue Unternehmenszentrale – vermietet werden sollen. Die Quadratmeterpreise im Sockelgebäude starten bei 5500 Euro, im Turm selbst liegen sie bei bis zu 8000 Euro.

Auch Österreicher kommen zunehmend auf den Geschmack, berichtet Richard Buxbaum, Wohnimmobilienexperte des Wiener Maklerunternehmens Otto Immobilien, das mit Ziegert nun einen Vertriebspartner in Berlin gefunden hat. In den "letzten zwei bis drei Jahren" sei verstärktes Interesse österreichischer Anleger an Berliner Wohnungen zu beobachten. Oft gelte Berlin nach der Wohnung in Wien als "zweite Investition", um das Risiko auf unterschiedliche Städte zu verteilen.

Berliner kaufen in Wien

Derzeit gebe es mehrere Privatinvestoren, die zwischen einer und sechs Wohnungen in Berlin kaufen möchten – und zwar im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen noch zu verhältnismäßig günstigen Preisen: "Diese Investoren sagen: 'In Wien ist es mit dem derzeitigen Preislevel da schon schwierig'", so Buxbaum. Für Investoren reizvoll sei vor allem auch die Tatsache, dass der Mieterschutz "nicht so extrem wie in Wien" ist, so Buxbaum.

Der umgekehrte Fall – also dass Berliner Investoren am Wiener Vorsorgewohnungsmarkt zuschlagen – sei weitaus seltener, erläutert Buxbaum. Häufiger werde aber zur Eigennutzung gekauft.

Auch in Wien sei die Nachfrage nach Anlegerwohnungen aber ungebrochen, so Buxbaum. Konkret sieht Sonja Kaspar, Expertin für Vorsorgewohnungen bei Otto Immobilien, im zweiten und fünften Bezirk, aber auch im 21. und 22. Bezirk noch Möglichkeiten der Wertsteigerungen für Wohnungskäufer. (Franziska Zoidl, 31.10.2017)