"Ich arbeite seit drei Jahren als Gärtnerin auf einem Friedhof. Es ist eine Saisonarbeit – wir arbeiten jedes Jahr von März bis Mitte/Ende November. Ich mache hauptsächlich Grabpflege, dazu gehören Aufgaben wie Unkraut jäten, gießen, Bodendeckerbepflanzung und Hecken in Form schneiden sowie dreimal jährlich eine neue Saisonbepflanzung setzen. Wir haben außerdem eine eigene kleine Gärtnerei, wo wir die Pflanzen für den Friedhof selbst großziehen. In letzter Zeit übernehmen wir auch immer mehr kleinere Baustellen im privaten Bereich, legen Beete an oder pflegen Dachterrassen. Das ist eine gute Abwechslung, weil ich so teilweise am Friedhof bin und dann wieder irgendwo unterwegs.

Für 40 Wochenstunden verdiene ich rund 1.200 Euro netto. Aliquot bekomme ich zusätzlich ein 13. und 14. Monatsgehalt ausbezahlt. Witterungsbedingt müssen wir, meine Kollegen und ich, im Winter stempeln gehen – sind dann also für drei Monate beim AMS gemeldet. In dieser Zeit bekomme ich pro Monat in etwa 800 Euro Arbeitslosengeld.

Im Theater Karten abgerissen

Weil man zum Arbeitslosengeld dazuverdienen darf, arbeite ich währenddessen geringfügig. Zuletzt habe ich zum Beispiel im Theater als Billeteuse Karten abgerissen. Das gefällt mir sehr, es ist etwas ganz anderes als meine Arbeit als Gärtnerin. Eine ganz andere Umgebung, das Arbeitsgewand ist ein ganz anderes, man ist schöner angezogen. Ich bin circa acht- bis zwölfmal pro Monat eingeteilt, je nach Vorstellung dauert der Dienst ungefähr drei Stunden. Der Lohn beträgt pro Monat 300 bis 400 Euro.

In Summe komme ich damit in etwa auf das, was ich als Gärtnerin sonst auch verdiene.

Bild nicht mehr verfügbar.

Sie habe nach der Schule mit ihren Händen arbeiten wollen und nicht nur mit dem Kopf, sagt eine junge Frau, mit der DER STANDARD für diese Serie gesprochen hat. Seit drei Jahren arbeitet sie als Gärtnerin auf einem Friedhof.
Foto: Getty Images

Seit ich von zu Hause ausgezogen bin, führe ich akribisch Buch über meine Ausgaben. So habe ich einen besseren Überblick.

Für Miete zahle ich im Monat ungefähr 320 Euro. Ich wohne gemeinsam mit einer Freundin in einer Wohnung in Linz. Wir teilen alle Ausgaben, die die Wohnung betreffen, durch zwei: Die Miete beträgt 635 Euro, damit haben wir es recht gut erwischt. Dazu kommen allerdings noch 30 Euro für Strom und 70 für Heizung. Für die Haushaltsversicherung zahlen wir zwölf Euro pro Monat, Internet kommt auf 20 Euro. Fernsehen, Netflix oder Spotify, das haben wir alles nicht.

Ich selbst habe auch kein Auto, ich fahre hauptsächlich öffentlich. Das Ticket für die Linzer Linien kostet zehn Euro. 50 Euro gehen für Bus- und Zugfahren drauf, ich fahre regelmäßig zu meinen Eltern heim oder besuche Freunde. Im Sommer fahre ich viel mit dem Rad. Da ich direkt in der Linzer Innenstadt wohne, kann ich auch viele Strecken zu Fuß gehen.

Mit den Händen arbeiten

Für Lebensmittel brauche ich ungefähr 150 bis 200 Euro im Monat. Ich kaufe sehr viel bio und regional ein, da lege ich viel Wert drauf. Durch meine Aufzeichnungen merke ich, dass ich in den Sommermonaten immer weniger für Lebensmittel ausgebe, weil ich da auch eher zufrieden bin mit etwas weniger Aufwendigem wie beispielsweise einem Salat. Im Winter brauche ich immer mehr. Ab und zu gehe ich auch essen oder etwas trinken mit Freunden. Dafür gebe ich im Monat durchschnittlich 80 Euro aus.

Mein kostspieligstes Hobby ist, dass ich recht viel auf Konzerte gehe, auch oft ins Kino, ins Theater und zu anderen kulturellen Veranstaltungen. Da komme ich auf 100 Euro im Monat. Ich spiele zudem Badminton in einem Verein, wofür ich zwölf Euro pro Monat an Beitrag bezahle. Ein weiterer Fixbetrag sind Telefonkosten von 14 Euro.

Ich habe nie Geldprobleme, komme mit meinem Lohn gut aus – was mich manchmal selbst überrascht. Ich bin auch sehr zufrieden mit meinem Arbeitsplatz.

Überblick über die Einnahmen und Ausgaben.
Foto: Der Standard

Wie ich dahin gekommen bin, wo ich jetzt bin: Ich habe das Gymnasium gemacht und mit Matura abgeschlossen. Danach wollte ich nicht studieren, sondern habe nach etwas Praktischerem gesucht. Ich wollte irgendetwas machen, wo ich mit meinen Händen arbeiten kann und nicht nur mit meinem Kopf.

Die Zukunft

Zunächst habe ich mir verschiedene Lehrberufe angeschaut, da war dann aber nichts Passendes dabei. Und weil ich gern draußen bin, mich gerne bewege und Pflanzen auch gerne mag, habe ich mich schließlich an einer Fachschule für Gartenbau angemeldet. Die Ausbildung dauert normalerweise vier Jahre. Dadurch, dass ich schon die Matura hatte, wurde mir etwas angerechnet, und ich konnte im zweiten Jahr einsteigen – also habe ich drei Jahre gebraucht.

Die Entscheidung, diese Ausbildung zu machen, habe ich recht flott getroffen, aber bis jetzt nicht bereut.

Was ich für die Zukunft plane? Ich würde auf jeden Fall gerne noch länger in der Firma bleiben. Einen Plan B habe ich eigentlich nicht." (Gesprächsprotokoll: Lisa Breit, 10.3.2018)