Rund ums eigene Haus ist die engste Heimat zu schützen. Mit einer Mauer.

Foto: Heribert Corn

Die Heimat soll aus Sicht der FPÖ auch streng umzäunt sein.

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Daran kommt man nicht vorbei: Die FPÖ setzt auf allen Ebenen auf die Heimat, will Inland und Brauchtum fördern und den Heimatbegriff in der Landesverfassung festschreiben.

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Auch Hunde sind Ausländer. Das Sujet von der FPÖ Niederösterreich sorgte nicht nur für Erheiterung.

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Es könnte so einfach sein, hielte man sich doch ein bisschen mehr an Peter den Großen. Nein, nicht der russische Zar, sondern der Herr Alexander aus der heilen Nachkriegsfernsehwelt. Merkte doch selbiger an: "Meine Heimat ist meine Frau. Wo sie lebt, möchte ich sein." Schnurrdiburr, und gut ist es.

Doch längst hat sich die Diskussion um den Heimatbegriff aus der heilen in eine heikle Welt verlagert. Heimat hat den Kitsch hinter sich und ist zum politischen Kampfbegriff geworden. Der Tenor vor allem am rechten Rand: In einer globalisierten Welt brauchen die Menschen einen sicheren Ankerplatz. Und den gilt es als selbst ernannte Heimatpartei mit allen Mitteln zu verteidigen. Denn dort, wo auch immer Heimat ist, scheinen ja Bedrohungen allgegenwärtig. Vor allem die, die ihre alte Heimat meist unfreiwillig verlassen mussten und eine neue Heimat suchen, erwecken etwa in den Reihen der Heimatschützer selten echte und ehrliche Heimatgefühle. Oder um Oberösterreichs FPÖ-Chef und Landes-Vize Manfred Haimbuchner zu zitieren: "Für uns ist der langfristige Erhalt und Schutz der landestypischen Brauchtümer und Traditionen vor allem in Zeiten hoher Zuwanderung von großer Bedeutung."

Blaue Verpflichtung

Deutlich wird, dass hier ein Mann am Wort ist, dem – obwohl frisch verheiratet – die Definition von Heimat als Ort des geliebten Gegenübers, viel zu kurz gegriffen ist. "Tradition bewahren, Brauchtum pflegen, Identität schützen" – darum geht es bitte. Zumindest steht es so auf den Plakaten der neuen FPÖ-Kampagne "Heimat verpflichtet". Und damit keine Zweifel aufkommen, wer nun der Beschützer ist, hat sich Manfred Haimbuchner mit Wanderstock, Lederhose, Karohemd und verschmitztem Lächeln ins Landschaftsbild gedrängt. Die Kampagne ist eigentlich die Begleitmusik zu einer FPÖ-Forderung, die am 14. Juni undringlich im Zuge einer Landtagssitzung einging und am 28. Juni dem Unterausschuss für Landesverfassung zugewiesen wurde: Die oberösterreichische FPÖ will den Begriff "Heimat" in der Landesverfassung verankern.

Schnitzelschutz

"Nicht wir werden unsere Traditionen ändern, sondern unsere Traditionen und unser Brauchtum stellen einen Wert an sich dar, an dem nicht gerüttelt wird", begründet Haimbuchner den Vaterlands-Vorstoß. Und führt als Beispiel das Händeschütteln an. Groß scheint auch die blaue Sorge um das Schweinsschnitzel. In dem Sinn, dass Schweinefleisch nicht im "vorauseilenden Gehorsam" aus Kantinen und Schulküchen verschwinden dürfe.

Die fleischigen Sorgen teilt übrigens auch die niederösterreichische Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl (FP). Einen Appell der Landwirtschaftskammer, bei der Verpflegung der Erntehelfer mit muslimischem Hintergrund auf Schweinefleisch zu verzichten, sieht Waldhäusl als einen "Affront gegen unsere Schweinebauern".

Heimat-DNA

Applaus kommt in Oberösterreich für den blauen Heimatvorschlag übrigens auch aus der schwarzen Ecke. So sprach etwa ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer jüngst bei der Präsentation des Integrationsleitbilds von einem "neuen Selbstverständnis der eigenen DNA unserer Heimat" und verwies darauf, dass nun "unsere Werte und unsere Traditionen" wieder in den Vordergrund gestellt werden müssten.

In Salzburg ist die ÖVP zurückhaltender. Heimat müsse von der Volkspartei nicht betont oder plakatiert werden, Bräuche und Traditionen seien ohnehin mit der Partei verbunden, sagt der stellvertretende VP-Klubobmann Josef Schöchl in der Landtagssitzung. Dort forderte die FPÖ ebenfalls die Begriffe "Heimatpflege, Brauchtum und Tradition" in die Landesverfassung aufzunehmen und hat einen dringlichen Antrag eingebracht. "285-mal kommt das Wort Salzburg im Regierungsübereinkommen vor, nullmal das Wort Heimat. Da dürfte etwas im Verständnis der Regierungsparteien falsch laufen", ärgert sich FP-Klubobfrau Marlene Svazek.

Am Ende der Debatte spricht die FPÖ von einem Teilerfolg. Der Landtag hat beschlossen, die Landeslegistik solle prüfen, ob und wie ein Bekenntnis "zu seinen Traditionen, gelebten Bräuchen und traditionellen und modernen Ausdrucksformen" in der Verfassung verankert werden kann. In dem Abänderungsantrag kommt nicht einmal das Wort Heimat vor. (Stefanie Ruep, Markus Rohrhofer, 3.7.2018)