Wo bleibt die Einlage für die Männerunterhose, die die letzten Tropfen auffängt?

Foto: mago images/Shotshop

Man muss schon länger überlegen, um dieses Produkt zu verstehen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn die Werbung für die sogenannten Pinky Gloves erklärt nur in Andeutungen, was das Produkt können soll – was bei Reklame für Menstruationsprodukte eine lange Tradition hat. Denken wir nur an die blaue Flüssigkeit, die in der Werbung oft für Menstruationsblut stand. Da haben sich so manche unaufgeklärten Kinder und Männer den Kopf zermartert, worum es bei diesen sogenannten Hygieneprodukten wohl genau geht.

Nun haben geschäftstüchtige Männer etwas erfunden, damit das mit der Regel noch "hygienischer", "sauberer" und "sicherer" abläuft, um verlässlich jedes Vokabular zu bemühen, das in Zusammenhang mit Menstruationsprodukten seit Ewigkeiten vorkommt. In diesem Fall sind es pinke Handschuhe, die menstruierende Frauen retten sollen, wenn sie auf einem öffentlichen Klo keinen Mistkübel für ihre benutzten Tampons oder Binden vorfinden. Sie sitzen in der Kabine und sind völlig ratlos. Was tun? Da fällt ihnen ein: Sie haben ja die Pinky Gloves dabei! Sie entfernen damit den Tampon "hygienisch", drehen den Handschuh auf links, und alles ist schön verpackt. So kann er "auslaufsicher", "diskret" und "umweltfreundlich" entsorgt werden. Pfuh, noch mal gutgegangen.

Fragen über Fragen

Es ist also einmal mehr eine Menstruationsartikel-Werbung, die Rätsel aufgibt. Wo liegt das Problem, wenn – wie in dem Spot – vor der Toilettenkabine eh ein Mistkübel steht? Darf man diesen einen Meter auf keinen Fall mit einem in Toilettenpapier eingewickelten Tampon gehen? Und wenn das so ist, warum steht auf der Instagram-Seite der Period-Pride-Spruch "Periode ist kein Tabuthema mehr"?

Und warum eigentlich Pink? Mögen alle Frauen diese Farbe? Haben das "die Frauen" bei ihren Versammlungen, die sie offenbar in manchen Fantasien regelmäßig abhalten, einstimmig beschlossen? Und was bedeutet "umweltfreundlich entsorgbar"? Ist es nicht umweltfreundlicher, wenn man erst gar keine Verpackung – weder einen Karton noch einen Plastikhandschuh, in dem sie stecken – braucht, um einen Tampon zu entsorgen? Fragen über Fragen.

Die Antwort darauf ist aber ziemlich einfach: Es handelt sich bei den Pinky Gloves um klassisches Greenwashing und Feminist Washing in einem. Ein Produkt, das wirklich niemand braucht, wird mit Slogans, die Tabubrüche (Feminist Washing) und Umweltfreundlichkeit (Greenwashing) suggerieren, verkauft. Passiert ständig, so plump wie hier allerdings eher selten.

Was bleibt, ist eine Botschaft an Frauen, die wir gerade mühsam versuchen zu überwinden: Plastikhandschuhe fürs Tamponwechseln sagen nichts anderes, als dass wir uns zu genieren haben für das Blut, für den Geruch. Den gibt es bekanntlich auch auf Männerklos. Nur versucht hier nicht ständig jemand, etwas dagegen zu erfinden. Wo bleiben die Klokonstruktionen, die vermeiden, dass links und rechts einer Toilette gelbe Spritzer auf den Kacheln sind? Von den Klobrillen gar nicht zu reden. Wo bleiben die automatischen Zwischenspülungen (irgendwie umweltfreundlich natürlich) für Männer, die es sich gefühlt öfter auf dem Klo mit einer Zeitung gemütlich machen und über ihrer Lektüre vergessen, mal auf den Spülknopf zu drücken? Wo sind die Penis-Einlagen für die letzten paar Tropfen, die die hübsche Männerunterhose genau davor schützen sollen?

Getrennte Konsumwelt

Die Konsumwelt für Männer und Frauen ist streng segregiert. Bei Produkten für Kinder wird das unter dem Schlagwort "Gendermarketing" schon länger thematisiert. Gendermarketing gibt es aber auch für erwachsene Männer und Frauen, und das sogar ziemlich rigoros. Für Frauen gibt es x-mal mehr Produkte, die sie angeblich brauchen, um akzeptabel zu sein, damit sie als ausreichend "gepflegt" und "hygienisch" gelten. Dieser besonders patscherte Versuch mit den pinken Handschuhen, Frauenkörper aufs Neue als Baustelle darzustellen, um damit Geld zu verdienen, sollte auch Anlass sein, bei den vielen anderen Hygiene- und Schönheitsprodukten für Frauen genauer hinzuschauen – um es dann wieder zurück ins Regal zu räumen. (Beate Hausbichler, 14.4.2021)