Ist ja gut: Kraus-konventionelle "Tosca" beim Opern Air Gars
Stefan Ender
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Gars am Kamp - Arbeitet Karel Drgac nebenberuflich noch als Friseur und Florist? Den bunten Strauß der krausen Regie(r)einfälle des Gars-Intendanten resümierend, liegt dieser Gedanke nahe. Dass Tosca am Ende nicht von, sondern seltsamerweise in die Engelsburg zu springen schien, mag noch mit den schwierigen örtlichen Verhältnissen zu entschuldigen sein. Sonst jedoch: jede Menge aufgesetzte Albernheiten, die Drgac sich und dem Publikum hätte ersparen sollen. Besser hätte er den Fluss seiner reich quellenden Inspiration für seine
Tosca
vermehrt in Richtung Bühnenbild kanalisiert: Dort nämlich wähnte man sich überwiegend in einem schlecht sortierten Trödelladen.
Zumindest in der Personenführung bot der in Wien lebende Tscheche solide Konventionalität. Attila B. Kiss war als Cavaradossi von fester Heldenhaftigkeit, sängerisch fand er besonders im Angesicht des Todes zu großer Lebendigkeit. Routiniert, jedoch mitunter etwas fragil in Stimme und Physis die Tosca Svetlana Katchours. Gary Simpson, der darstellerisch Souveränste der drei, brachte den Scarpia mit nobler Saturiertheit - etwas mehr Biss, Neurose, Machtgier hätte der Rolle gut getan.
Immer wieder ein Erlebnis in Gars ist es ja, ein Dirigat Ivan Pariks verfolgen zu dürfen. Wie der hagere Prager mit albatrosgleichen Armschlägen sein Orchester antreibt: ein grandioser, rastloser Mephisto des Taktstocks, einem Werk Fritz Langs entsprungen. Wieso er das Cello-Quartett im dritten Akt mit einer Geige verstärken ließ, blieb unergründbar, insgesamt überzeugte seine dynamische, sinnliche Werkbetrachtung. Das Orchester der Janácek Oper Brünn arbeitete wacker und verströmte mit seinem wackeligen, leicht angegilbten Orchestersound das bezaubernde Odeur der Nostalgie. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2002)
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