Christian Stückls Neuinszenierung von Hofmannsthals Spiel "Jedermann" hatte am Sonntag Premiere
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Salzburg - Der gute Hugo von Hofmannsthal dachte sich den Zauber der Salzburger Festspiele als belebendes Zusammenwirken der "süddeutschen Stämme": den
Jedermann
als Hochamt der Bußfertigkeit, das in der Aufrichtung des vormaligen Prassers mündet, in Erweckungstalmi und süßestem Erhebungskitsch. Die Gegenreformation, eingeschmolzen auf einen zähen Strom von Knittelversen: Nirgends lässt sich das Publikum bereitwilliger auf die Überbringung der schlechten Nachricht seiner Hinfälligkeit ein, als in der erbarmungswürdigen Gluthitze des Salzburger Domplatzes.
Den sinnfälligsten Brückenschlag ins hemdsärmelig Süddeutsche bildete die Entscheidung, den Oberammergauer Passionsspielleiter Christian Stückl für die Neueinrichtung des "Spiels vom Sterben des reichen Mannes" zu gewinnen.
Auch Stückl richtet gegen die Übermacht der Max-Reinhardt-Tradition natürlich nichts Entscheidendes aus und vermag kaum mehr, als dem knatternden 82-jährigen Dramengreis etwas neue Schminke auf die Runzeln zu streichen: Wohl zoomt er die allegorischen Figuren näher heran, macht aus dem "Tod" (Jens Harzer) einen Buben aus Kreidekalk, und aus dem schnöden "Mammon" (Florian Stetter) einen aasigen Lustknabenerzieher. Die Bühne (Marlene Poley) ist eine glatte Absage an die starre Pawlatschenform.
In der Buhlschaft (Veronika Ferres) verbindet sich barocke Üppigkeit auf besonders sinnfällige Weise mit dem milchgesunden Sex einer Agnes Bernauerin. Peter Simonischeks Jedermann stirbt ohne Fehl: ein starkes, hohes Übermannsbild, ohne die tollkühne Liederlichkeit freilich eines Gert Voss. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.7.2002)
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