Wien - 10.000 Euro und ein "Montblanc Max Reinhardt Pen" stehen auf dem Spiel. Wer am 18. August als Sieger aus dem erstmals durchgeführten "Young Directors Project" der Salzburger Festspiele hervorgeht - darüber entscheidet die aus Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler, dem Galeristen Thaddaeus Ropac und dem Schauspieler Peter Simonischek gebildete Jury in der kommenden Woche. Nach dem Regisseur Igor Bauersima gehen nun der Litauer Oskaras Korsunovas und der Franzose Frederic Fisbach ins Rennen. Am Montag und Dienstag (12./13.8.) gastiert Sophokles' "König Ödipus" im ehemaligen Salzburger Stadtkino, am Wochenende (17./18.8.) macht Fisbachs Inszenierung von Genets "Les Paravents" den Abschluss.Korsunovas Oskaras Korsunovas, der als einer der bekanntesten litauischen Regisseure gilt, wurde 1969 in Vilnius geboren. Bereits während des Regiestudiums gastierte er mit seinen ersten Inszenierungen nach Texten des russischen Satirikers Daniil Charms europaweit auf Festivals. 1998 gründete er eine eigene Theatergruppe. "Er sucht und findet immer neue, eigenwillige Bilder für seine Generation, die am Beginn eines eigenständigen Lebens in den Sog des totalen gesellschaftlichen Zusammenbruchs geriet", schrieb die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" über ihn. Zu seinen Arbeiten zählen u.a. "Roberto Zucco" von Bernard-Marie Koltes, "Shopping and Fucking" von Mark Ravenhill die Stücke "Feuergesicht" und "Parasiten" von Marius von Mayenburg, aber auch Shakespeares "Sommernachtstraum". 1995 inszenierte er für die Litauische Nationaloper Wagners "Der fliegende Holländer". An der Hochschule in Vilnius leitet Korsunovas, der bei den Wiener Festwochen 2000 am Projekt "Hotel Europa" beteiligt war, eine Meisterklasse für Schauspieler. Korsunovas' "Ödipus"-Inszenierung hatte im Juni beim Festival "Theater der Welt" in Duisburg Premiere - und stieß nicht gerade auf euphorische Kritiker-Aufnahme. "Ein echtes Desaster" ortete die "Frankfurter Rundschau": "Auf dem Kinderspielplatz, zwischen Sandkasten, Klettergerüst und Wippe deutete er Ödipus Blindheit geistesschlicht als kurios-befremdliche Kindernaivität. Dem Chorführer als überdimensionalem Teddybär mit verzerrter Piepsstimme standen Darsteller gegenüber, die über Microport unablässig in mutmaßlichem Tragödienton heulten." Auch die Wiener Stadtzeitung "Falter" zeigte sich befremdet über "bleiernes Pathos": "Eine ziemlich langatmige Mischung aus moderner Oper, völlig unironischem Spartakus-Ballett und kraftvollem Dozieren. Mit so altmodischem Theater hat niemand gerechnet." Fisbach Zu den interessantesten jungen Regisseuren Frankreichs zählt der 1966 geborene Frederic Fisbach, der seine Karriere zunächst als Schauspieler begann. Nach einer ersten Inszenierung im Jahr 1992 dauerte es allerdings bis 1999, ehe er vollständig in den Regieberuf wechselte. Fisbach inszenierte eigene Texte ebenso wie französische Klassiker, Majakowski, Kafka oder Strindberg. Auch er arbeitet mit einer eigenen Truppe, dem 1996 gegründeten "Ensemble Atopique" mit Sitz in Vitry-sur-Seine. Seit Jahresbeginn leitet er das Studio-Theatre de Vitry. 1999 war Fisbach als Stipendiat nach Japan eingeladen und zeigte sich von der japanischen Puppenspielform Bunraku fasziniert. Sechs Bunraku-Spieler wirken (neben zwei Erzählern und drei Schauspielern) auch an seiner Inszenierung von Jean Genets "Les Paravents" mit - anstelle der fast hundert von Genet vorgesehenen Darsteller. Die Produktion hatte im April in Brest Premiere und übersiedelte anschließend nach Paris. "Es ist ein Erfolg", schrieb "La Tribune", "Großartig - auch wenn der Überraschungsmoment im zweiten Teil etwas verloren geht - denn die Aufführung dauert fast vier Stunden." Die Inszenierungen werden im republic - dem ehemaligen Stadtkino - in litauischer bzw. französischer Sprache mit deutschen Übertiteln gezeigt. (APA)