Bühne
"Wenn die Politik das Theater doubelt, dann doubelt das Theater die Politik"
Schlingensief versucht mit neuer Aktion die Politik in Wahlkampfzeiten zu entzaubern
Halle - Christopf
Schlingensief hat am Donnerstagabend in Halle seine Lesereise "Aktion
18 - Tötet Politik!" begonnen. Damit wolle er sich in den
Bundestagswahlkampf einmischen, auf der Bühne die tagesaktuelle
Politik beschwören, um sie anschließend zu entzaubern, kündigte er im
Vorfeld seiner Tour durch zwölf Städte durch ganz Deutschland an.
"Wenn die Politik das Theater doubelt, dann doubelt das Theater die
Politik". Es sei aber nicht vorgesehen, zur Belustigung der Spaßgesellschaft
das Politbarometer nachzuspielen, sagte der 41-Jährige. Vonnöten sei
vielmehr eine Rückkehr zur rituellen Streitkultur. Während der
Lesereise, die am 21. September und damit einen Tag vor der
Bundestagswahl im niedersächsischen Lüneburg endet, will der
Regisseur dem Publikum unter anderem "meditative Musik, rituellen
Tanz und Massenhypnose" bieten.
In dieser Woche waren Ermittlungen gegen Schlingensief wegen
seiner Aktionen zur Antisemitismus-Debatte der FDP eingestellt
worden. Ermittlungen hatte es unter anderem gegeben, weil
Schlingensief eine Strohpuppe, die den israelischen
Ministerpräsidenten Ariel Sharon darstellte, verbrannt und auf einem
Kunst-Happening "Tötet Möllemann!" gerufen haben soll. (APA/dpa)