Noch 1986 gab's 50 männliche neue Tierärzte und 30 weibliche. 2001 starteten dagegen nur noch 44 männliche Veterinäre und bereits 134 weibliche durch. "Von den Erstinskribenten sind heute 80 Prozent Frauen", berichtet Richard Elhenicky, Kammeramtsdirektor der Österreichischen Tierärztekammer."Es gibt deshalb auch eindeutig einen Trend zur Kleintier- und Pferdepraxis. Bei den Nutztier-Veterinären existieren dagegen schon Defizite, Landtierarztpraxen in entlegeneren Gebieten können oft gar nicht mehr besetzt werden. Es gehen zwar auch Frauen in die Nutztierpraxis, aber das ist eher die Ausnahme." Aber auch die Motive für die Berufswahl "Tierarzt" sind längst nicht immer realistisch. Elhenicky: "Hunde und Katzen zu lieben ist bestimmt keine ausreichende Motivation. Das Veterinärmedizin-Studium ist sehr lang und arbeitsintensiv." Außerdem gibt es eigentlich schon zu viele Tierärzte für Hund und Katz'; und der heute übliche, hohe technische Standard erfordert ebensolche Investitionen. Tierliebe ist überall notwendig Tierliebe, das entscheidende Motiv für die Wahl des Tierarztberufs, könne man aber auch in einer Großtierpraxis umsetzen, meint Elhenicky, obwohl es dort "weniger ums individuelle Tier, um die einzelne Kuh oder das einzelne Schwein, als vielmehr um die Gesunderhaltung des gesamten Tierbestandes" gehe. Und da der Landwirt ja von seinen Tieren leben muss, sind auch wirtschaftliche Überlegungen entscheidend. Dennoch kann gerade ein/e engagierter LandtierärztIn viel für den humanen Umgang mit den Tieren tun. Elhenicky: "In Österreich ist das Verhältnis zwischen Landwirt und Tierarzt ja nach wie vor sehr persönlich. In Großbritannien gibt es den klassischen Landtierarzt so gut wie gar nicht mehr: Fast der gesamte britische Viehbestand wird zentralistisch von nur 30 Nutztier-Großpraxen betreut. Es ist bestimmt kein Zufall, dass sich die Viehzucht-Katastrophen BSE und Maul-und-Klauenseuche gerade dort ereigneten, wo es sehr industriell und anonym zugeht." Als KleintierpraktikerInnen bieten sich in Österreich derzeit wenig Chancen, in der Landpraxis herrscht zunehmend Tierärztemangel - doch es gibt noch einen weiteren Beschäftigungszweig für TiermedizinerInnen: "Dass Fleischhygiene und Lebensmittelkontrolle ein wesentliches Arbeitsfeld für Veterinäre sind, wird oft vergessen", erinnert Elhenicky. "Da bieten sich Möglichkeiten, auch im Ausland." Über Studien- und Arbeitsmöglichkeiten im Ausland, vor allem im EU-Raum, informiert das Außeninstitut der VetMed. (Andrea Dee, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 7./8.9.2002)