Für den Neo-Quereinsteiger bei der SPÖ, Josef Broukal, ist ein Ministerposten eine "Karotte"

foto: standard/cremer

Josef Broukal will mehr in die SPÖ einbringen als seine Popularität. Etwa seine TV-Erfahrung, die SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer bei seinen Auftritten zugute kommen soll. Über seine SP-Rückkehr und Pläne sprach Broukal mit Samo Kobenter.


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STANDARD: Warum tun Sie sich die Politik an?

Broukal: Ich bin 56, ich laufe beruflich meine Ehrenrunde. Das wäre meine vorletzte Nationalratwahl gewesen. Ich kann mir das leisten und möchte das. Ich war 27 Jahre lang Journalist und wollte einmal auch sehen, ob es tatsächlich so ist, wie der Journalist immer glaubt, dass es ist. Mir gefällt das Projekt, und ich möchte etwas tun, dass sich Schwarz-Blau nicht mehr wiederholt. Das wäre so ein Rückgang meiner Lebensqualität, dass ich mir das nicht zumuten will.

STANDARD: Wie waren die Reaktionen in der Familie und bei Freunden?

Broukal: Na ja, meine Frau hat zunächst einmal gesagt, ob mir klar ist, was das finanziell bedeutet. Das war mir klar, und dann hat sie mir ein SMS geschrieben: Gut, wir werden gemeinsam arm. Aber das ist nicht so wild, wir schaffen es schon. Wir werden den unnötigen Luxus nicht mehr haben.

STANDARD: Was bekommt die SPÖ mit Josef Broukal?

Broukal: Mein Image ist ja nicht wertfrei. Jeder weiß, ich bin der, der gegen die Antiausländerpolitik ausrastet. Ich bin der, der soziales Engagement zeigt. Ich bin der Technikfreak, der, der für Modernität steht. Ich bin ja nicht nur ein liabes G’sicht oder eine freundliche Stimme, es gibt eine Menge konkreter Zuordnungen, die alle für Politik interessant sind. Genaueres wird man wissen, wenn es die Meinungsforscher abtesten. Vielleicht kommt ja heraus, ich bin der Star der Pensionistinnen und lerne Linkswalzer tanzen.

STANDARD: Und was kann Broukal prozentuell bringen?

Broukal: Keine Ahnung. Ein Effekt einer solchen Kandidatur ist ja immer die Verwirrung in den Reihen des Gegners. Die FPÖ hat ja offenbar jemanden beschäftigt, der jeden Tag drei Aussendungen gegen mich schreiben muss. Beim Format liegt schon mein Sondervertrag herum, der irgendwie aus dem ORF dorthin gelangt sein muss. Die ÖVP ist g’scheiter, sagt, ein guter Moderator ist noch kein guter Politiker. Das ist richtig, wobei sie’s mir nicht absprechen. Sie sagen, das wird die Zukunft weisen, und das wird sie auch.

STANDARD: Wie haben Sie die erste Attacke von FP-Generalsekretär Schweitzer empfunden?

Broukal: Völlig unbetroffen. Als Journalist habe ich mich über so etwas immer aufgeregt, jetzt ist es mir egal.

STANDARD: Also ist die Auseinandersetzung eine andere?

Broukal: In meinem Blickpunkt steht der Wähler und warum die Menschen die SPÖ wählen sollen. Und vielleicht in dem, was sie über mich hören, lesen, erfahren, auch einen kleinen Mitgrund sehen, SPÖ zu wählen. In meinem Blickpunkt steht nicht irgendein Mitbewerber, der mir am Zeug flicken will. Damit beschäftige ich mich nicht, das bindet Energie und Emotion.

STANDARD: Wie werden Sie wahlkämpfen?

Broukal: Es ist ein offenes Geheimnis, wenn man sagt, du weißt, wie Fernsehen abläuft, erzähl uns ein bisserl ..., also, ich glaube, dass ich in einer Situation bin, wo ich jemandem wie Gusenbauer einen wertfreien Ratschlag geben kann, wie Fernsehsprache ist.

STANDARD: Werden Sie ihn für die TV-Auftritte briefen?

Broukal: Briefen, nicht coachen. Ich werde ihn sicher auf einen einstündigen Waldspaziergang einladen, wo wir über die Dinge reden werden. Aber das kann nicht mehr als ein Angebot sein, ich werde ihm sicher keine Ratschläge geben oder aufschreiben.

STANDARD: Was hat sich in der SPÖ geändert, seit Sie 1985 ausgetreten sind?

Broukal: Das war mir damals einfach zu viel, dieses Herumeiern um einen Kriegsverbrecher wie Reder. Statt zu sagen, das wollen wir nicht, Verteidigungsminister Frischenschlager soll zurücktreten.

STANDARD: Und Sie glauben, die SPÖ würde heute anders reagieren?

Broukal: Das hoffe ich. Wenn nicht, wird sie es von mir erfahren.

STANDARD: Was soll die SPÖ nach der Wahl tun?

Broukal: Die Wahlversprechen einlösen: Studiengebühren abschaffen, am Arbeitsmarkt tätig werden, Ausbildungs- und Schulungsangebote verbessern und verbreitern, Ambulanzgebühren abschaffen.

STANDARD: Welche Koalitionspräferenzen haben Sie?

Broukal: Keine, und das aus gutem Grund. Ich kenne so viele Leute in der ÖVP, die diesem Projekt skeptisch gegenüber waren und es heute noch sind, die haben geglaubt, den Tiger derreiten wir - war aber nicht so. Aus der FPÖ tönt es wie eh und je, die können sich häuten wie sie wollen, es ist immer derselbe Geist. Die SPÖ ist frei von solchen Negativismen. Es geht doch um ein gemeinsames Ziel, also soll man es mit dem erreichen, der am meisten mitträgt. Zugleich bleibt das uralte sozialdemokratische Anliegen: Helft denen, die sich nicht selbst helfen können.

STANDARD: Rot-Schwarz oder Rot-Grün?

Broukal: Wo man das meiste durchsetzen kann.

STANDARD: Streben Sie ein Amt als Minister, etwa Technologie und Infrastruktur an?

Broukal: Es ist angedacht. Aber das ist eine Karotte, die vor meiner Nase hängt. Eine Option, mehr nicht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.10.2002)