Graz - Die 18 Jahre (1972-1990), die Carl Nemeth als Intendant der Grazer Bühnen zu gestalten hatte, zählen zweifellos zu den wichtigsten der jüngeren Grazer Theatergeschichte. Seine Spielpläne stießen nicht nur auf reges Interesse des Publikums, sondern auch auf überregionale Beachtung. Dies vor allem durch seine Entscheidung, die Renaissance der Belcanto-Oper mit Produktionen wie Bellinis I Puritani (lange vor Bregenz) oder Ponchiellis La Gioconda (lange vor Wien) mit dem stilkundigen Italiener Argeo Quadri am Pult auch in Österreich einzuleiten.

Aber auch mit elf Uraufführungen (darunter Sergej Prokofjews Maddalena und Werke von Wolfgang Rihm, Georg Friedrich Haas, Otto M. Zykan und Francis Burt) verschaffte er Graz internationale Beachtung. In der Auswahl der Regisseure bewies Nemeth sicheren Instinkt: Harry Kupfer inszenierte in Graz erstmals im Westen. Und auch Christian Pöppelreiter holte er erstmals nach Österreich. Letzterer inszenierte auch Richard Wagners Ring, mit dem Nemeth seine Ära beschloss.

Nemeth studierte Musikwissenschaft und leitete vor seiner Berufung nach Graz das Betriebsbüro der Volksoper. Am Samstag starb er nach längerer Krankheit in Graz. (vuji/DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2002)