Hier ein EU-Bericht, der das neuerliche Aufklaffen von Fraueneinkommen gegenüber dem von Männern aufzeigt (dieStandard.at berichtete), dort ein Eurostat-Bericht, der belegt, dass österreichische Frauen mit familiären Verpflichtungen im EU-Vergleich öfter vom Arbeitsmarkt fernbleiben. Nun hat eine Aufschlüsselung des österreichischen Pensionssystem ergeben, dass Frauen um rund 40 Prozent weniger Pension bekommen als Männer. Ihr Durchschnittsbezug in der Kategorie "Alterspension" liegt bei 692 Euro brutto, jenes der Männer bei 1.158 Euro.

Wege in die Altersarmut

Die Gründe für die Kluft bei den Pensionen sind vielseitig und werden seit Jahren in der Auseinandersetzung um die Reformen, die Österreichs Pensionssystem sanieren sollen, diskutiert: Frauen haben aufgrund vielfältiger familiärer Verpflichtungen eine löchrigere Erwerbsbiographie und Frauen verdienen weniger, weshalb sie auch weniger in die Kassen einzahlen.

Einschnitt Pensionsreform

Mit der großen Pensionsreform, die seit 2004 in Kraft ist, wurden Frauen noch zusätzliche Hindernisse in den Weg gestellt. Waren es vorher die besten 15 Einkommensjahre, die als Bemessungsgrundlage für die Pension herangezogen wurden, sind es nun die besten 40 Jahre.
Neben dem früheren Pensionsantrittsalter von Frauen kippte die damalige schwarz-blaue Regierung zusätzlich die Frühpensionen und legte eine Befristung der „Hacklerregelung" für 2010 fest. Justament ist aber genau jene "Hacklerregelung", die es Frauen mit 40 und Männern mit 45 Beitragsjahren ohne Abschläge in Pension zu gehen erlaubt, jenes Modell, bei der der Unterschied zwischen den Pensionen am geringsten ausfällt.

Ausgeglichen wurde die massive Verschlechterung bei der Bemesssungsgrundlage 2003 mit der Aufwertung der Kinderbetreuungszeiten. Für jedes betreute Kind werden Frauen vier Beitragsjahre gutgeschrieben, zusätzlich versehen mit einer Beitragsgrundlage von Euro 1.350, die noch zum eigenen Einkommen neben der Kinderbetreuung hinzugefügt wird.

Düsterer Blick in die Zukunft

Die aktuellen Zahlen zeigen, wie wichtig es ist, dass Statistiken geschlechtsspezifisch ausgewertet werden. Es ist eine bittere Pille, dass Frauen durchschnittlich 40 Prozent weniger Pension bekommen als Männer, aber noch bitterer schmeckt es, dass sich das arbeitsintensive Leben von Frauen im Alter so wenig rentiert. Der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen ist hier nur eine von vielen notwendigen Maßnahmen, die die Politik in Angriff nehmen muss.

Nicht zuletzt stellt sich aber die Frage, ob der Arbeitsmarkt im 21. Jahrhundert noch die geeignete Instanz ist, um gesellschaftliche Gerechtigkeit in einer indivualisierten und globalisierten Welt herzustellen - oder ob es von der Politik nicht an der Zeit wäre, alternative Sicherungskonzepte wie etwa das bedingungslose Grundeinkommen konkret anzudenken.

Im Moment sind es die Frauen, die mit ihrer Durchschnittspension unter der Armutsgrenze liegen und auf die staatliche Ausgleichszulage angewiesen sind. Es wäre kurzsichtig, diese Mini-Pensionen ausschließlich als das Problem von Pensionistinnen mit frauenspezifischen Erwerbsbiographien zu betrachten - vielmehr sind sie Vorboten zukünftiger Zeiten, in denen das Prekariat auch Männern auf den Kopf bzw. ins Pensionskonto fallen wird. (Ina Freudenschuß, dieStandard.at, 28.1.2008)