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Was schützenswert ist und was nicht, darüber hat "Die Christen Partei" ihre gefestigte Meinung.
Foto: AP/Marco Ugarte

Eine Religionsgemeinschaft hat es in Zeiten wie diesen nicht einfach. Eine im Besonderen: Die Christen. Christliche Werte werden in der Öffentlichkeit unterminiert, verunglimpft, um fehlgeleiteten Heilsversprechungen Platz zu machen. Gehirnwäsche im großen Stil - und die Christen mischen da nicht mit.

Damit das anders wird - aber nicht im Sinne vom Wienerischen anders - haben zunächst einmal die NiederösterreicherInnen die Wahl, ihre Zukunft in gottgefälligere Bahnen zu lenken. Die wählen nämlich am 9. März und haben erstmals die Möglichkeit, ihre Stimme einer jungen Partei zu geben, den "Christen".
Dass das gar nicht so wenige sein werden, zeigt man sich bei der DCP (Die Christen Partei) überzeugt. Auf jeden Fall werde man besser abschneiden als die Grünen, so Dietmar Fischer, seines Zeichens auch Human Life International Chef in Österreich und auf der KandidatInnen-Liste zu finden. Das passiert eben notgedrungen, weil die Grünen ja ihre WählerInnen töten. Mit der "Kultur des Todes" kommt man politisch nicht weiter.

Wo wir schon bei einem Kernthema der DCP sind: Dem Lebensschutz. Der Forderungskatalog dazu umfasst "vollen Rechtsschutz menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod", "unbürokratische Hilfe für Frauen in Notsituationen", Verbot der künstlichen Befruchtung und Sterbehilfe ebenso wie der kommerziellen Verwertung "toter ungeborener Kinder". Und noch einmal Schwarz auf Weiß: Keine Abtreibungen. Auch keine "Pille danach" in niederösterreichischen Krankenhäusern. Dafür ein Verbot von medizinischen Maßnahmen an "lebenden ungeborenen Kindern, die nicht die Heilung oder Linderung einer Krankheit des Kindes zum Ziel haben", liest es sich da auf den Seiten der DCP.

In Frage gestellt ist hier nicht die Fristenlösung. Der Schwangerschaftsabbruch ist nach Auffassung dieser Christen zu verbieten. Da wird die Entscheidungsfähigkeit der Frau über ihren Körper nicht in Zweifel gezogen, weil es sie gar nichts mehr angeht. Was hier verlangt wird, ist vollständige Entsexualisierung oder Kriminalisierung. Ganz nach der Vorstellung von HLI, nur dass die mit radikalerem, geschmacklosem Vokabular zum Thema Abtreibung arbeitet: "Lohn-Schlächterei", "Tötungsindustrie" und "Babycaust". Neben Fischer kandidiert auch Josef Preßlmayer für die DCP, ebenfalls ein HLIler; auch Alfons Adam ist mit von der Partie/ei, HLI Österreich-Anwalt; alle sind klarerweise radikale Abtreibungsgegner, die nur wenig unversucht lassen, ihre Umwelt nach ihren Ansichten zu justieren. Klagen am Europäischen Gerichtshof für Menschrechte oder am Verfassungsgerichtshof und die Belästigungen von Frauen vor Kliniken in Wien gehören zu ihren Praktiken.

Überhaupt ist Gegnerschaft ganz groß geschrieben in der Partei. Was dem christlichen Werteverfall in die Hände spielt, muss "Werte.Leben.Zukunft" - so die gemäßigte Wahlparole - entgegengesetzt werden. Homosexualität ist ein weiteres Feindbild - keine Überraschung. Deren (wie in einer der Partei-Vorstelligwerdungen, die auf der Webseite Gloria-TV angesehen werden können - aber Achtung, Nonne!) behauptete staatliche Förderung sei ein direkter Angriff auf Familie. "Einflussnahme auf die Jugend", "keine Vorbilder mehr", "größte (Be)Drohung für Staat und Volk". Zitatesammlung Ende. Dass sich die HLI mittles der DCP auf dieser Internet-Plattform auch von der Bischofskonferenz approbierten katholischen Speerspitzen wie Jugend für das Leben gestützt sehen kann, ist bedenklich.

Auch Gender Mainstreaming arbeitet laut DCP direkt auf die Zerstörung der Familie hin. Der Begriff stehe für die Erziehung zur sexuellen Ausschweifung, definierte Adam plakativ. "Unser Volk braucht Kinder. Diese Kinder sollen an Leib und Seele gesund heranwachsen, aber das geht nur in intakten Familien." Aber wo die finden unter all dieser sexueller Aussschweifung und Unzucht?

Wenn alles nach Vorstellung der DCP verläuft, wohl bald in den zwanzig Gemeinden Niederösterreichs, in denen man das Kreuzerl für die Christen machen kann. (bto/dieStandard.at/19.2.2008)