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Phallische Variationen: Beim jährlichen Penis-Festival im japanischen Komaki wird ein zwei Meter langer Holz-Phallus in den Tagata Shinto-Schrein getragen. Das Ritual soll eine ertragreiche Ernte und Fruchtbarkeit spenden.
Foto: APA/epa/Everett Kennedy Brown

Graz – Elke Edlinger möchte es jetzt genau wissen. Die sexualkundlichen Betrachtungen des ÖVP-Bürgermeisters Siegfried Nagl haben die SPÖ-Stadträtin neugierig, zuvor allerdings einigermaßen stutzig gemacht. Über das "schwächere Geschlecht" hatte Nagl kürzlich philosophiert, das über ein "aufnehmendes Sexualorgan" verfüge, darüber, dass Frauen daher auf biologischer Ebene dem Manne ausgeliefert seien.

Dieser biologische Unterschied habe auch "psychische Konsequenzen" für die Frauen. Nagls enger Berater, der Psychoanalytiker Walter Hoffmann, hatte zuvor noch vom "Penis als Kampforgan" gesprochen und davon, dass Männer auf einer einsamen Insel – sinngemäß – eher Vergewaltigungsfantasien kämen als Frauen. Edlinger schickte jetzt Nagl einen offenen Brief, in dem sie nachfragte, was er mit "aufnehmenden Sexualorganen" meine, und damit, dass Frauen auf "biologischer Ebene" Männern ausgeliefert seien. Alles in allem: "Fürchterliche Thesen aus grauer, grauer Vorzeit", sagt Edlinger.

Bürgermeister Nagl werde bewusst falsch verstanden, verteidigt die Frauenchefin der Grazer ÖVP, Gemeinderätin Sissi Potzinger, ihren Parteichef. Natürlich gebe es "biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau", weiß die Landesvorsitzende des Katholischen Familienverbandes.

"Triebbeherrschung"

Potzinger im Gespräch mit dem Standard: "Gott sei Dank gibt es sie. Die Gleichrederei ist ja furchtbar. Es lebe der kleine Unterschied. Ich habe nichts dagegen, wenn mein Mann die schweren Koffer oder die Bier- und Wasserkisten in den Keller trägt, während ich die Suppe aufstelle."

Es sei aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass Männer eher zu Vergewaltigungen neigen. Potzinger: "Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann eine Frau im Stadtpark überfällt, ist sicher größer als umgekehrt." Ob das mit "Triebabfuhr" oder "Beherrschungswillen" zu tun habe, "sei dahingestellt". Männer seien Frauen eben körperlich eher überlegen, die Gewaltausübung liege vielleicht auch darin, dass Männer "die Triebe weniger beherrschen" – und bisweilen auch unter Komplexen leiden, "wie man bei all den Kinderschändern sieht". Dass Nagls Berater vom "Penis als Kampforgan" spreche, sei zwar überspitzt, aber komme irgendwie schon hin.

Vieles liege aber auch am "exzessiven Ausleben, an zu viel Drogen und Sex", am Zeitgeist, der von Eltern zu wenig kontrolliert werde. Dadurch werde auch die wichtige Bedeutung des Sex vergessen. Potzinger: "Als Mutter und Frau kann ich nur sagen, dass Sexualität nicht ausschließlich dem Lusttrieb dienen soll, sondern auch für die Weitergabe des Lebens bestimmt ist." (Walter Müller, DER STANDARD, Print, 6.5.2008)